lisbeth76
In meinen Augen gibt es kaum noch Abwechslung im Bereich der Gestaltung von Buchcover, bei manchen Genres gleichen sich viele Bücher viel zu sehr und können aus der Menge nicht herausstechen. Deshalb empfinde ich dieses Exemplar als eine Wohltat für mein optisches Empfinden, "Wir für uns" von Barbara Kunrath hat meine Blicke und auch mein Interesse direkt auf sich gezogen. Auch die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, dafür brauchte sie weder einen Spannungsbogen noch übertrieben gezeichnete Protagonisten. Viele von uns werden eine Josie oder eine Kathi in der Nachbarschaft wohnen haben, zwei ganz normale Frauen, deren Schicksal ich gerne verfolgt habe. Josie ist Anfang 40 und seit zehn Jahren in einer typische Affäre gefangen. Jeden Dienstag bekommt sie Besuch von Bengt, hofft auf ein gemeinsames Leben und ist doch nur eine willkommene Abwechslung für den Zahnarzt mit Familie. Als Josie merkt, dass sie schwanger ist, drängt sie Bengt zu einer Abtreibung, auf keinen Fall kann er Vater dieses außerehelichen Kindes werden, welches in seinen Augen sein geregeltes Leben gefährdet. Doch auch, wenn Josie sich schwer vorstellen kann noch Mutter zu werden, scheint dies in ihrem Alter die letzte Chance. Kathi ist überraschend Witwe geworden. Sie nimmt es ihrem Werner sehr übel, sie einfach so allein gelassen zu haben. Obendrein wartet sie sehnsüchtig und ungeduldig auf ein Enkelkind, doch ihr Sohn Max trennt sich von seiner Frau um mit einem Mann zusammen zu leben. Dass Max schwul sein soll, passt nicht in Kathis traditionelle Weltanschauung und als wäre das nicht schon genug findet sie Dinge heraus, die sie ihre Ehe überdenken lassen. Und dann steht auf einmal Josie vor ihrer Tür, zufällig hat sie Werners Ehering gefunden, den Kathi während der Beerdigung verloren hat. Die beiden Frauen freunden sich an und auch wenn es hier und da hakt, geben sie sich Halt und unterstützen sich gegenseitig. Da ist zum einen Kathis kleiner Laden, den sie vor vielen Jahren geschlossen hat und nun überlegt, ob sie es noch einmal versuchen soll. Josie möchte Kathi dabei helfen, hat nebenbei jedoch ihre eigenen Probleme mit Bengt und auch mit ihrer Mutter, denn da gibt es noch Babette, die ältere Schwester, die jedoch schon vor Josies Geburt auf tragische Weise ums Leben gekommen ist. Ich habe die Geschichte von Josie und Kathi sehr gerne verfolgt. Die Autorin schreibt gefühlvoll ohne zu dramatisch zu werden. Josie und Kathi waren mir auf Anhieb nicht sehr sympathisch, dafür aber umso glaubwürdiger. Es war schön zu sehen, wie sich die Dinge fügen, ohne am Ende ein Friede-Freude-Eierkuchen-Gefühl zu hinterlassen. Glaubwürdig und gefühlvoll hat mich dieses für mich erste Buch der Autorin Barbara Kunrath unterhalten. Ein Frauenschicksal, welches ich gerne weiterempfehle.