hermunduh
Lachen bis der Arzt kommt Erleben wir gegenwärtig eine Diktatur der halb- bis ganzseidenen Satiren? Nach Peter Richter und J.U. Albig säbelt nun auch der Franzose Beigbeder einen eleganten Strauß bunter Schnurren aus dem Leben des französischen Kulturmittelstands in unsere SommerRomanSuppe. Der Titel ist ganz nice, weil ich aber Satire nicht mag (nur im Berliner Februar, wenn es nichts mehr zu lachen gibt), sage ich jein zu diesem Buch. Worum geht’s? Ein ziemlich alter Sack namens Octave, der im staatlichen Rundfunk jeden Tag eine witzelnde Kolumne hat, um Clownsmässig die ganze Scheisse des Vortages luuustig und ein bissel anarchisch (streng konservativ anarchisch) einzutüten, wird abserviert, nachdem er in seiner Livekolumne nicht mehr witzeln mag. Fest im Mainstream verankert, süchtig nach bestimmten Marken, Klamotten, Cafés, schnick und schnack, befördert diese Krise Octave ein paar Oktaven höher, in fast durchgeistigt zu nennende, intellektuelle Gefilde. Er wird eine Art Don Quichote und rechnet mit dem Humor ab. Ein Clown der Unterhaltungsindustrie, der plötzlich sein Herz und sein Hirn einschaltet. Kommt natürlich bei Großkopfeten nicht so gut an. Dieser Beigbeder ist ein Diamant, meint die Unterhaltungs-Illustrierte Paris Match. Interessant, aber beißt hier nicht die Katze in ihren eigenen Schwanz? Der Mann, der vor Lachen weinte, Frédéric Beigbeder, Piper Verlag, München 2021, 320 Seiten, ISBN: 3492070671, 22 Euro