schnaeppchenjaegerin
Aibileen Clark arbeitet Anfang der 1960er-Jahre als schwarzes Dienstmädchen bei der unterkühlten Miss Leefolt in Jackson, Mississippi, die es gerne ihrer Angestellten überlässt, ihre zweijährige Tochter zu erziehen. Aibileen liebt die kleine Mae Mobley und kann sich nicht zurückhalten, ihr Geheimgeschichten über Martin Luther King oder über Freundschaften wischen schwarzen und weißen Mädchen zu erzählen. Sie möchte nicht, dass das Kind später selbst so engstirnig wird wie die Generation ihrer Mutter. Minny jackson hat gerade ihre Arbeitsstelle in einem Haushalt bei einer älteren Dame verloren. Sie ist für ihre herausragenden Kochkünste berühmt, aber auch für ihr loses Mundwerk, weshalb die Tochter ihrer letzten Arbeitgeberin, die einflussreiche Hilly Holbrook, es zu verhindern weiß, dass Minny wieder eine Anstellung in der Stadt findet. Die 23-jährige Eugenia "Skeeter" Phelan kommt nach einem erfolgreichen Studium zurück auf die Baumwollplantage ihrer Eltern. Ihre Mutter ist bemüht, einen Mann für ihre Tochter zu finden und unterstützt nicht ihre Pläne, als Journalistin zu arbeiten. Heimlich bewirbt sich Skeeter auf eine Stelle bei einer Zeitung in New York, erhält jedoch eine Absage. Die Herausgeberin erkennt dennoch ihr Talent und gibt ihr den Rat, sich erst einmal bei einer lokalen Zeitung zu bewähren und Erfahrungen zu sammeln. Notgedrungen übernimmt sie eine Kolumne mit Haushaltstipps, obwohl sie davon nicht die geringste Ahnung hat. Sie sucht sich Hilfe bei Aibileen, dem Dienstmädchen ihrer Freundin Elizabeth Leefolt. Dabei wird die Idee in Skeeter wach, ein Buch über die Situation schwarzer Dienstmädchen zu schreiben. Dazu möchte sie möglichst viele Dienstmädchen in Jackson interviewen, was viel schwerer ist, als gedacht. Die Frauen trauen sich nicht, offen über ihre Arbeitsverhältnisse zu sprechen. Ausnahmen bilden Aibileen und Minny, die jedoch in ständiger Angst leben, für ihre Aussagen bestraft zu werden. Die drei Frauen ahnen nicht, was sie ins Rollen bringen - in einer Zeit, in der die Rassentrennung als gottgegeben hingenommen wird und nicht weiter hinterfragt werden darf. "Gute Geister" ist ein eindrucksvolles Buch, das inzwischen erfolgreich verfilmt wurde. Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive einer der drei Hauptfiguren geschrieben. Die Autorin schafft es, alle drei mit Leben zu erwecken, denn durch feine Nuancen wie der unterschiedlichen Art und weise sich auszudrücken und ihrer liebenswerten Eigenheiten werden sie zu ganz individuellen Persönlichkeiten. Als Leser erlebt man hautnah mit, wie es ist, in den 1960er-Jahren als schwarzes Dienstmädchen in einem weißen Haushalt zu arbeiten. Es ist erniedrigend und beschämend, mit welcher Selbstverständlichkeit eine Rassentrennung vollzogen wird und Farbige als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Mannigfaltige Beispiele werden anschaulich beschrieben, die die Trennung zementieren - sei es die separate Toilette, Krankheiten, die von Schwarzen übertragen werden oder dass Aibileen ihren Lunch nicht im Kühlschrank der Familie aufbewahren darf. Die weißen Ladys fühlen sich großzügig darin, schwarze Angestellte zu beschäftigen und ihnen ihre abgelegten Kleider zu schenken. Zudem sammeln sie für ihr reines Gewissen Gelder für Kinder in Afrika. Die Scheinheiligkeit ihrer Tätigkeiten nehmen sie selbst nicht wahr. Neben den Einzelschicksalen in den Haushalten sind es aber auch die größeren Ereignisse in der Stadt und die Folgen der Rassenunruhen, die zu herzen gehen, wenn wieder einmal ein Schwarzer wegen einer Nichtigkeit verprügelt, misshandelt oder gar willkürlich durch den Ku Klux Klan erschossen wird. Hoffnung schenkt dabei der Mut, der etwas naiv wirkenden Skeeter und vor allem der von Aibileen und Minny, die mit ihren Erzählungen ihr Leben riskieren. Die drei stehen für einen Umbruch und einschneidende Veränderungen - nicht nur für ihre eigenen Leben, sondern auch für die Gesellschaft, die mit diesem Skandalbuch aufgerüttelt werden wird. "Gute Geister" ist ein bittersüßer Roman, der viele erheiternde Episoden enthält und sehr lebensnah und unterhaltsam geschrieben ist, aber grundsätzlich ein sehr ernstes, bedrückendes Thema behandelt, das an seiner Aktualität nicht so viel verloren hat. Auch wenn auf dem Papier alle Menschen gleich sind, zeigen die Nachrichten doch fortlaufend, dass diese Norm noch lange nicht gesellschaftlich verwurzelt ist. Das Buch regt zum Nachdenken an, ist durch die liebenswerten Charaktere, die klammheimlich so herrlich abfällig über ihre Arbeitgeberinnen denken und die überheblichen weißen Ladys, die weltfremd mit übertriebenen Ängsten leben, ohne erhobenen Zeigefinger, sondern ironisch und amüsant geschrieben. Die Darstellung ist nicht nur Schwarz-Weiß, sondern in Grauschattierungen, denn in beiden Bevölkerungsgruppen gibt es gute und schlechte Menschen.