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Cathy | Mlle Facettenreich

Posted on 20.12.2017

_ „Da man von QualityLand nur im Superlativ sprechen darf, müsste der Satz lauten: In QualityLand gilt der Grundsatz, was am bescheuertsten ist, ist am erlaubtesten.“ _ DER INHALT Willkommen in QualityLand. In QualityLand geht es dir gut, denn TheShop – der weltweit beliebteste Versandhändler – weiß was du willst, bevor du es überhaupt weißt. Und die weltgrößte Onlinedating-Plattform QualityPartner – Liebe auf den ersten Klick – sucht für dich den perfekten Partner aus; denn du alleine würdest sicher nicht die richtige Wahl für dich treffen. Und mit dem sozialen Netzwerk Everybody – Ich, du und Everybody – erhältst du die perfekten Freunde, um die du dich aber nicht kümmern musst – das erledigen automatisierte Logarithmen für dich. Und auch für sie. In QualityLand muss niemand mehr denken und man muss nur wenig tun, denn das alles übernehmen Maschinen, Roboter, künstliche Intelligenzen, Logarithmen. Und davon hat Peter Arbeitsloser so langsam aber sicher genug. Aber erst die Lieferung eines rosafarbenen Delfinvibrators – offensichtlich eine Falschlieferung – bringt ihn dazu, das System nicht nur für sich in Frage zu stellen, sondern es auch öffentlich anzuprangern und dagegen anzugehen. Denn er könnte den falsch gelieferten Vibrator zwar einfach in den Müll werfen, aber es geht ja schließlich um’s Prinzip. Zeitgleich findet der Wahlkampf der Präsidentschaftskandidaten statt: Qualitätsallianz gegen Fortschrittspartei. Mensch gegen Android. Menschliche Lügen gegen logische Fakten. Erstmalig in der Geschichte von QualityLand … MEINE MEINUNG Mit „lustige Dystopie“ beschreibt Marc-Uwe Kling selbst es äußerst treffend. Selten hat mich die Verkümmerung der Menschheit so amüsiert – zuletzt wohl in dem Film WALL-E. Herrlich überspitzt und doch so nah an dem, was schon jetzt Realität ist. Man lacht herzlich, oft gefolgt von diesem bestimmten Gefühl des Unwohlseins, weil man sich oft wiedererkennt mit seinem eigenen Konsum- und Social-Media-Verhalten und eigentlich gar nicht mehr so weit entfernt ist, von dem was Kling da beschreibt. _ Wenn einer der Unregistrierten zum Beispiel einen Kaffee Latte bei Starbucks per TouchKiss bezahlt, postet das System autonom und augenblicklich ein passendes Status-Update auf dessen Profil: „Trinke gerade bei Starbucks einen Kaffee. Superlecker. Starbucks ist wirklich meine Lieblingskaffeehauskette. Ihr solltet alle auch mal zu Starbucks gehen.“ _ Erinnert an Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams. Erinnern aber durchaus nicht im negativen Sinne, wie „das kennt man ja schon“, sondern viel mehr weil der Witz dieses Buches genauso genial ist. Die Geschichten haben sonst nichts gemein, außer dass sie beide verrückt und schwarzhumorig sind. Mit schrulligen Charakteren und einer leicht bedrückenden Stimmung, die trotzdem skurril-komisch ist. Dazu die clevere Aufmachung: Denn das Buch ist in zwei Fassungen erschienen – hell (für Optimisten) und dunkel (für Apokalyptiker). Ich selbst habe durch Zufall die dunkle Version erhalten, in der die Werbebotschaften und Nachrichten aus QualityLand wesentlich, nun ja, schwärzer sind, als in der hellen Version. Maßgeschneidert für mich eben. Wenn ich so darüber nachdenke: Vielleicht doch kein Zufall, sondern perfekter Algorithmus, dass mich die dunkle Version erreicht hat … Das macht das Buch zu einer durchaus gelungenen Kiste, die schlichtweg, von Anfang bis Ende Spaß macht. Klug und lustig!

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