runenmaedchen
In diesem Roman geht es um die introvertierte Gifty, ihren Lebensweg und die Gratwanderung zwischen Religion und Wissenschaft: Denn sie wuchs (tief) gläubig auf, hat sich aber dennoch der Neurowissenschaft verschrieben. Warum Gifty die Religion hinterfragt hat und genau diesen Lebensweg eingeschlagen hat, wird durch Rückblicke auf ihre Kindheit und ihre frühe Jugend anschaulich erläutert. Ihre Entscheidungen und berufliche Motivation sind nämlich stark durch ihre Familie geprägt worden. Diese Rückblicke bzw. Gedankengänge werden durch Giftys Mutter ausgelöst, die erneut in eine schwerwiegende Depression abgerutscht ist und deshalb vorübergehend bei Gifty wohnt. Die Autorin Yaa Gyasi erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Gifty. Durch diesen Blickwinkel können wir LeserInnen tief in die Gedankenwelt Giftys eintauchen, wenn auch nur langsam. Aber gerade das macht es sehr interessant und es wirkt sich schlussendlich gewinnbringend aus. Giftys Gedanken sind intensiv und reflektiert beschrieben worden, sie ficht zudem einen ständigen, kleinen Kampf zwischen Wissenschaft und Religion aus, sowohl in ihren Rückblicken als auch in ihren gegenwärtigen gedanklichen Monologen. Insgesamt betrachtet finde ich es sehr spannend, dass die Autorin viele komplexe Themen in Giftys Gedankenwelt eingearbeitet hat. Gyasi behandelte diese Themen nicht akribisch bis zum Ende. Vielmehr sind es Denkanstöße, die die Autorin der Leserschaft vermittelt. Yaa Gyasis Schreibstil hat in mich des Öfteren tief berührt. Sie lässt Giftys Gedankengängen vollkommen natürlich und ganz selbstverständlich wirken. Ich habe es genossen, Gyasis Worten zu folgen. Ich fühlte mich gut unterhalten und mag Gyasis Erzählweise, weil sie Vieles anspricht und es der Leserschaft überlässt, sich eigene Gedanken zu machen. Klare Leseempfehlung! —————— Yaa Gyasis Buch “Heimkehren“ habe ich mir übrigens auch schon bestellt. Freu mich drauf!