fernweh_nach_zamonien
Inhalt: 1926: Allen Williams reist mit seiner Mutter nach dem Tod seines Vaters von New York per Schiff nach Liverpool. Kurz vor Puffin Island (Scilly-Inseln, Cornwall) sinkt das Schiff in einem fürchterlichen Sturm. Die Passagiere, 30 Männer, Frauen und Kinder werden durch den Leuchtturmwärter Benjamin Postlethwaite aus dem eisigen Meer gerettet. Der alte Ben schenkt Allen ein selbstgemaltes Bild zum Abschied, welches den fünfjährigen Jungen von nun an überallhin begleitet. Die Jahre vergehen und Allen kann den Leuchtturmwärter einfach nicht vergessen. Er beschließt, zurück zu Puffin Island zu reisen. Altersempfehlung: ab 8 Jahre Illustrationen: Der Zeichenstil von Benji Davies verzaubert große und kleine Leser. Seine detaillierten und liebevoll gestalteten Illustrationen erwecken die Charaktere zum Leben. Den leicht mürrischen Einsiedler wie auch den aufgeweckten Allen schließt man sogleich ins Herz. Wer das Meer liebt, wird sich in den vielen Kleinigkeiten und der wunderbare Kulisse verlieren. Durch Zeichnungen der tosenden, rauen See erschafft Benji Davies beispielsweise eine beeindruckende wie bedrohliche Atmosphäre und zugleich gelingt ihm immer wieder der Wechsel zur friedlichen Idylle, den niedlichen Papageientauchern, dem schmökernden Allen uvm. Mein Eindruck: Ich habe schon einige Bücher von Michael Morpurgo gelesen (leider gibt es nur wenige in deutscher Übersetzung) und habe mich sehr auf diese berührende Geschichte gefreut. Einfühlsam und kindgerecht erzählt Allen seinen Lebensweg, der nach der Schicksalsnacht vor Puffin Island nicht weniger emotional weitergeht. Seine Mutter und er ziehen bei den Großeltern ein, die wenig Sympathie aufbringen und - sobald der Enkel im richtigen Alter ist - ihn in ein Internat abschieben. "Danach genoss ich es, in Büchern zu versinken. Auch diese handelten meist von Inseln, Leuchttürmen oder Schiffen: Die Schatzinsel, Die Koralleninsel und Moby Dick. An diesem lauten, turbulenten Ort wurde die Bücherei meine liebste Zuflucht. [...] Bücher wurden meine Freunde." (vgl. S. 39) Das Leben des Jungen ist nicht immer leicht, weniger schöne Ereignisse geschehen und auch der Krieg wird thematisiert. Allerdings spielen die negativen Erlebnisse nur eine Nebenrolle und so bleibt der Erzählung das Positive und Hoffnungsvolle stets erhalten. Der Leuchtturmwärter ist ein liebenswerter Kauz, der als Einzelgänger lebt: etwas verschroben und doch mit dem Herz am rechten Fleck. Er steht ungern im Mittelpunkt und trotz seines heldenhaften Rettungseinsatzes möchte er keinen Ruhm, keinen Orden, sondern einfach nur seine Ruhe. "Ich habe es getan, weil es getan werden musste. Es ging um Menschenleben. Und damit hat sich die Sache." (vgl. S. 46) Der gutmütige Einsiedler hat auch für Tiere ein großes Herz und so retten die beiden ungleichen Freunde einen verletzten Papageientaucher, hegen und pflegen ihn, bis er putzmunter in die Freiheit entlassen entlassen werden kann. Der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft. Eine berührende Geschichte, die Jung und Alt zum Nachdenken bringt und vielleicht sogar ein Tränchen verdrücken lässt. Freundschaft und Hilfsbereitschaft spielen ebenso wie Tierschutz und Achtsamkeit und die Liebe zum Meer und zur Malerei eine Rolle. Fazit: Eine wunderschöne und berührende Erzählung, die zum Nachdenken anregt: Die Geschichte einer Freundschaft und zugleich eine wundervolle Sommerlektüre. Mit zauberhaften Illustrationen erschafft Benji Davies eine atemberaubende Atmosphäre und erweckt die Charaktere zum Leben. ... Rezensiertes Buch: "Der Leuchtturmwärter und ich" aus dem Jahr 2021