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mabuerele

Posted on 12.8.2021

„...Als Gunther mit Ricarda auch noch eine neue junge Kollegin zur Seite gestellt bekam, verstand er die Welt endgültig nicht mehr...“ Das Zitat von der ersten Seite des Romans deutet die Probleme auf dem Kommissariat des kleinen Marillenstädtchen schon an. Ricarda liebt die Technik, Gunther hasst sie. Ricarda arbeitet ehrgeizig in ihrem Beruf, Gunther wartet auf den Ruhestand. Und da in dem Ort nicht viel los ist, kann er das mit aller Gemütlichkeit tun. Das ändert sich aber, als eine Familie Störtebecker behauptet, ihr Sohn wäre im Ort ermordet wurden. Und dann wird noch eine junge Frau tot in der Dusche des Fitnesscenters gefunden. Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Er vermittelt einen guten Eindruck von dem Ort. „...Die Mischung aus gut erhaltener historischer Bausubstanz in der liebevoll restaurierten Altstadt, blühenden Marillenbaumgärten in der sanft hügeligen Umgebung und modern aufbereiteten Naherholungsgebieten am azurblauen Fluss erregte über die Landesgrenzen hinweg großes Aufsehen...“ Natürlich sind nicht alle von den Touristenströmen begeistert, denn die haben auch ihre Schattenseite. Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Ricarda wird angewiesen, Rücksicht auf die örtlichen Befindlichkeiten zu nehmen. Man dürfe die Touristen nicht verschrecken. Dabei funktioniert das Netzwerk aus Polizeiapparat und Kommunalverwaltung ausgezeichnet. Möglichst jeder Schritt muss abgeglichen werden. Mit diesem kleinstädtischen Mief aber kann Ricarda nichts anfangen. Sie geht ungewöhnliche Wege, um den zu umschiffen. Die meiste Zeit arbeiten Gunther und sie nebeneinander statt miteinander. Manchmal habe ich mich als Leser gefragt, was Gunther eigentlich tut, wenn er vormittags außer Haus ist. Ricarda ist hartnäckig. Akribisch geht sie jedem Hinweis nach. Manchmal wirkt die Geschichte etwas überspitzt. So wird bei einer Verhaftung, so sie schon mal ansteht, alles aufgefahren, was das Städtchen an Polizeibeamten zu bieten hat. Auch Gunther stellt sich dabei in Positur. Am Ende bleibt keine Frage offen. Dann ist nicht nur der Fall geklärt, auch das Netzwerk musste heftig Federn lassen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte erwiest sich aus weit aus komplizierter, als ich nach den ersten Seiten vermutet hatte.

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