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auserlesenes

Posted on 11.8.2021

Als Halbwaise hat es die junge Elizabeth im England des 18. Jahrhunderts nicht leicht. Und die Situation verschlimmert sich noch, als ihre Mutter wieder heiratet. Zwar kommt sie gut in einer Pfarrersfamilie unter, doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Als sie sich mit dem Offizier John Macarthur einlässt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihn zu ehelichen. Dies und das, was danach geschieht, hält sie in ihren Memoiren fest, die nun unverhofft aufgetaucht sind... „Ein Raum aus Blättern“ ist ein Roman von Kate Grenville. Meine Meinung: Der Roman besteht aus fünf Teilen, die in knappe, manchmal sogar extrem kurze Kapitel untergliedert sind. Die Handlung erstreckt sich über einige Jahre - von Elizabeths Kindheit bis weit ins Erwachsenenalter. Manche Episoden werden recht ausführlich geschildert, andere stark gerafft. Es gibt mehrere Zeitsprünge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht Elizabeths in der Ich-Perspektive. Der Schreibstil gefällt mir gut. Die Sprache wirkt ein wenig antiquiert, passend zur Epoche, ist aber dennoch gut zu lesen. Der Roman hat einen süffisanten, mitunter spöttischen Unterton und ist immer wieder von spitzen, manchmal sogar ironischen Bemerkungen durchzogen. Ausufernde Naturbeschreibungen zeichnen eindrucksvolle Bilder. Die historische Persönlichkeit Elizabeth Macarthur steht im Fokus des Romans. Auch ihr Mann John, eine in Australien sehr bekannte Person, spielt eine bedeutende Rolle. Von den beiden hatte ich vorher noch nichts gehört. Ich fand es jedoch interessant, mehr über sie zu erfahren. Allerdings blieben mir beide Figuren ein wenig fremd. Den fünf Teilen vorangestellt ist die fiktive „Anmerkung der Herausgeberin“, die von der Autorin unterzeichnet ist und mich daher unnötigerweise zu Beginn verwirrt hat. Darin wird behauptet, es seien die geheimen Lebenserinnerungen der Elizabeth Macarthur aufgetaucht. Was es damit wirklich auf sich hat, erfährt man zum Schluss in der „Anmerkung der Verfasserin“. Der Roman erstreckt sich über mehr als 360 Seiten. Stellenweise plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin. Die ersten Teile aber ich noch als überwiegend kurzweilig und unterhaltsam empfunden. Die beiden letzten Teile haben mich inhaltlich in mehrfacher Hinsicht weniger überzeugt. Insgesamt geht es darum, wie es der Protagonistin gelungen ist, neben einem egoistischen und tyrannischen Ehemann zu bestehen, und was sie angetrieben hat. Wer war die Frau hinter dem berühmten John Macarthur? Dabei lernt man einiges über die frühe Siedlungs- und Kolonialgeschichte Australiens. Im weiteren Sinne behandelt der Roman zudem die Macht der Worte und die Komplexität von Wahrheit und Unwahrheit. Das Cover finde ich als hübsch und passend. Der deutsche Titel ist stark ans englischsprachige Original („A Room Made of Leaves“) angelehnt und ebenfalls treffend. Mein Fazit: „Ein Raum aus Blättern“ von Kate Grenville ist ein durchaus lesenswerter Roman, der mich allerdings nicht durchgängig fesseln konnte.

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