nina 🌸
Gute Idee, deren Umsetzung mich aber leider nicht überzeugen konnte... Zur Geschichte: Sarina Bowen behandelt in diesem Roman interessante und tiefgründige Themen wie unter anderem Trauer, Verlust, Selbstfindung, Träume, Ängste, Zweifel, Vertrauen und Akzeptanz, welche leider nicht so natürlich und gefühlvoll inszeniert wurden wie ich es mir erhofft hatte. Ihre Umsetzung wird den Themen hier meines Erachtens leider nicht gerecht und schöpft deren Potenzial nicht einmal annähernd aus. Die Themen haben mich nicht so sehr erreicht wie sie es hätten tun können und auch tun sollen, da die dafür notwendigen Emotionen fehlten bzw. nicht bei mir ankamen. Zudem trugen sich immer wieder kritische Dialoge und Szenen zu, mit deren Messages ich alles andere als zufrieden bin. Das betrifft insbesondere die Beziehung zwischen Rachel und Freddy, die von Rachel und Jake und vor allem auch die von Rachel und Haze. Hierbei werden in meinen Augen ganz falsche Werte vermittelt, was ich gerade bei Jugendbüchern wie diesem hier noch einmal eine Spur schlimmer finde, da fraglich bleibt, inwiefern jüngere Leser:innen das Geschriebene reflektieren oder ob sie es einfach als gegeben hinnehmen und die kritischen Elemente vielleicht sogar unbewusst adaptieren. Ich halte Freddy's Verhalten Rachel gegenüber keineswegs für komplett ausgeschlossen oder unrealistisch, ganz im Gegenteil, vielmehr stört mich, wie die anderen Charaktere es wahrnehmen und interpretieren und wie sie letzten Endes damit umgehen. Ich hätte mir wesentlich mehr klärende Gespräche und kritische Reflexionen gewünscht, insbesondere von Seiten Rachels. Außerdem ist Freddy's Verhalten für sein Alter doch recht unreif und kindisch, egal was für eine Art von Mensch er auch ist, das müsste er doch besser wissen... Generell bleiben in diesem Buch am Ende einige Fragen offen, von denen ich mir noch Lösungen erhofft habe. Zu Vieles wird einfach nie offen angesprochen oder gar geklärt, wodurch mich die Geschichte insgesamt unglücklich zurücklässt. Die Handlung selbst braucht eine ganze Weile bis sie an Fahrt aufnimmt und tritt auch dann eher auf der Stelle. Mir fehlte bei dieser Geschichte insgesamt etwas der rote Faden und sie hätte deutlich mehr Schwung und Pep vertragen können. So plätschert sie nur so dahin und ist mehr träge als fesselnd. Die "Überraschungsmomente" wie beispielsweise die Enthüllung von Aurora's "geheimen Freund" waren für mich schon lange vorher offensichtlich und konnten mich dementsprechend auch nicht mehr schockieren oder mitreißen. Die Liebesgeschichte ist eher nebensächlich und konnte mich aufgrund der fehlenden Emotionalität des gesamten Buches auch nicht abholen oder gar berühren. Nicht einmal Rachel's Trauer und Verlust haben mich ergriffen, weil ihre Gefühle mich einfach nicht erreicht haben und das finde ich wirklich sehr ernüchternd und auch schade, da die Storyline echt Potenzial hatte. Stellenweise wurde ich aber dennoch gut unterhalten, das will ich hier gar nicht bestreiten. Insgesamt hat es mir hier aber erheblich an Tiefe, Romantik und Gefühl gefehlt. Ich hatte mir so viel mehr von dieser Geschichte erhofft. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Rachel's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Trotz Innensicht konnte ich mich weder gut mit ihr identifizieren noch in sie einfühlen, was mir als Leser:in ein distanziertes Verhältnis zur Geschichte verschaffte und das ist natürlich alles andere als förderlich für ein schönes Leseerlebnis. Die Charaktere bleiben meines Erachtens allesamt blass und oberflächlich. Ihnen fehlt es an Tiefe und Lebendigkeit sowie interessanten Charakterzügen, Stärken und Schwächen. Weder sie selbst noch ihre Gefühle waren für mich greifbar und ihr Handeln konnte ich ebenfalls oft überhaupt nicht nachvollziehen. Ihre Beweggründe werden kaum beschrieben und blieben mir infolgedessen meist auch ein Rätsel. Ich habe mich den Charakteren insgesamt leider kein bisschen nahe gefühlt und habe im Nachhinein auch nicht den Eindruck, sie zu kennen. Ihre Beziehungen zueinander wirkten auf mich ebenfalls lieblos und alles andere als authentisch. Zudem entstanden durch ihr wenig nachvollziehbares Verhalten für mich oft Logikfehler innerhalb der Geschichte. Die Charaktere widersprachen sich mit ihrem Handeln oft selbst und erschienen mir dadurch zunehmend unauthentisch. Zum Schreibstil: Das Buch hat einen locker-leichten, unkomplizierten, erfrischenden und einnehmenden Schreibstil, der sich sehr angenehm und flüssig lesen lässt. Die Seiten flogen nur so dahin und das obwohl die Handlung für mich nicht gerade spannend und mitreißend war. Das spricht in meinen Augen sehr für die Autorin und ihren Schreibstil, den ich generell sehr gerne mag. Jedoch mangelt es ihm hier leider merklich an Gefühl, Lebensnähe und Greifbarkeit. In dieser Hinsicht bin ich eindeutig mehr von Sarina Bowen gewohnt, aber dieses Empfinden kann hier auch gut und gerne an der Geschichte selbst bzw. dem Gesamtpaket liegen, das mich einfach nicht überzeugen konnte. Weitere Anmerkungen: Ferner habe ich leider auch nicht ganz verstanden, was die eingestreuten Erklärungen musiktheoretischer Begriffe sollten, dazu fehlte mir etwas der Kontext bzw. vielmehr eine bessere Einbindung in die Geschichte. Klar geht es in dem Buch auch um Musik, aber das reicht mir hierbei nicht ganz als Verknüpfung... Fazit: Auch wenn mich dieses Buch insgesamt ziemlich enttäuscht hat, habe ich es zwischenzeitlich doch ganz gerne gelesen. Empfehlen würde ich es aber trotzdem nicht, so leid mir das auch für die Autorin und ihre Mühe tut. Der Geschichte fehlt es in meinen Augen merklich an Tiefe, Romantik, greifbaren Charakteren und vor allem an Gefühl. Die Storyline bot so viel mehr Potenzial als in dieser Umsetzung ausgeschöpft wurde. Hinzu kommen noch die ganzen kritischen Szenen und damit vermittelte Werte und Botschaften... Ich bin so viel mehr von Sarina Bowen gewohnt als das hier. Falls das euer erstes Buch von ihr gewesen sein sollte, gebt ihr bitte noch eine zweite Chance - es lohnt sich wirklich! 2/ 5 Sterne ⭐️