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Gabriele

Posted on 10.8.2021

Wenn das große Glück zerbricht Blythe ist geschieden. Ihre Tochter Violet wächst beim Vater und seiner neuen Familie auf. Einst hatten sich die Eltern auf das Kind gefreut. Doch irgendwie wurden Blythe und Violet nie warm miteinander. Die Mutter hatte von Anfang an den Eindruck, von der Tochter abgelehnt zu werden. Das und dass der Vater einen beruhigenden Einfluss auf seine Tochter hatte, überforderte sie. Blythe erzählt in diesem Buch ihrem Exmann Vox von ihren Gedanken und Gefühlen. Es liest sich wie ein einseitig stattfindendes Gespräch. Zwischendurch sind Episoden aus der Vergangenheit eingefügt, von den Problemen, die schon Blythes Großmutter und Mutter hatten. Beim zweiten Kind, einem Sohn, taut Blythe auf und entwickelt starke Gefühle für das Baby. Doch ein Unglück wirft die Familie völlig aus der Bahn. Im Rückblick (ab Seite 137) stellt Blythe fest: „Du und ich. Wir waren Partner, Gefährten, Schöpfer dieser beiden Menschen. Aber wir lebten zunehmend unterschiedliche Leben, wie die meisten Eltern. Du warst intellektuell und kreativ tätig, entwarfst Räume und Blickachsen und Perspektiven, befasstest dich mit Beleuchtung, Aufriss, Flächen. Du hattest drei Mahlzeiten am Tag. Du last Sätze, die für Erwachsene geschrieben wurden und du trugst einen sehr schönen Schal. Du hattest einen Grund zu duschen. Ich war eine Soldatin, die in Endlosschleife eine Reihe körperlicher Aktivitäten ausführte. Windeln wechseln, Babymilch anrühren. Fläschchen erwärmen. Cheerios in Teller schütten. Das Chaos aufwischen. Verhandeln. Betteln. Seinen Schlafanzug wechseln. Ihre Kleidung herauslegen. Wo ist ihre Lunchbox? Sie warm anziehen. Gehen. Schneller. Wir sind spät dran. Sie zum Abschied umarmen. Die Schaukel anstoßen. Den verlorenen Handschuh finden. Den geklemmten Finger streicheln. Ihm einen Snack geben. Das nächste Fläschchen holen. Kuss, Kuss, Kuss. Ihn ins Bett legen. Putzen. Aufräumen. Finden. Machen. Hähnchen auftauen. Ihn aus dem Bett holen. Kuss, Kuss, Kuss. Seine Windel wechseln. Ihn in den Kinderstuhl setzen. Sein Gesicht abwischen. Geschirr spülen. Kitzeln. Seine Windel wechseln. Kitzeln. Die Snacks in einen Beutel packen. Waschmaschine anstellen. Ihn warm einpacken. Windeln kaufen. Und Spülmittel. Zur Schule hetzen, um sie abzuholen. Hallo, hallo! Schnell, schnell. Die warmen Sachen ausziehen. Wäsche in den Trockner. Ihre Lieblingssendung einschalten. Das genügt jetzt. Bitte. Du tust, was ich sage.“ usw. Hier beschreibt die Autorin sehr drastisch, wie es dazu kommt, dass sich Menschen, die sich einmal geliebt haben, auseinander entwickeln. Für mich war das die Stelle im Buch, die mich am meisten berührt hat, weil hier Gefühle nachvollziehbar herüberkommen. Auch die Sprache der Autorin hat mir gefallen. Trotzdem vergebe ich nur drei Sterne. Vielleicht habe ich das Buch zu einem falschen Zeitpunkt gelesen. Ich suchte Unterhaltung, aber diese Geschichte hat mich runtergezogen. Ich musste mich regelrecht abschotten, um das Geschehen nicht zu nah an mich heran zu lassen. Ich konnte das Gelesene an vielen Stellen kaum ertragen, doch das Buch mittendrin abzubrechen, brachte ich auch nicht fertig. Das könnte man als Verdienst der Autorin sehen, die wirklich schreiben kann. Schön wäre es allerdings, wenn ihr nächstes Buch das Böse im Menschen weniger hervorheben würde.

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