Maya Rottenmeier
Es gibt Neues von Bonnie Sharp und ich tauche mit Begeisterung in die Geschichte ein, denn Dark Romance mit Cowboys kann ich nicht widerstehen und schon gehts los: Um was es geht: Cassi kehrt widerwillig nach acht Jahren zu ihrer Familie nach Colorado zurück und trifft dort auf den Vorarbeiter Cree, für den sie schon als Teenager heimlich geschwärmt hat. Cree hat nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt, wirkt aber noch gefährlicher und unnahbarer als früher. Ausgerechnet er soll sich als Aufpasser um Cassi kümmern. Dass das nicht gut gehen kann, ist eigentlich klar. Zur Umsetzung: Sharp bietet mir ein hervorragend ausgearbeitetes Setting mit Charakteren, die mich das Fürchten lehren. Cassis Familie ist mächtig, reich, kaltschnäuzig und berechnend. Ihrem Vater Jacob Hunter gehört die größte Rinderfarm des amerikanischen Westens, und es ist eine Welt für sich, die Hunters Gesetzen unterliegt. Keine 08/15 Figuren: Es dauert einige Seiten, ehe ich Cassi greifen kann. Anfänglich zeigt sie sich emotionslos und distanziert, ebenso wie Cree. Das ist etwas, was beide verbindet. Doch je näher ich ihnen komme, umso mehr identifiziere ich mich mit ihnen. Cassi hat eine vorlaute Klappe und eine derart unverblümte Sprache, das sie mich ab und zu die Brauen hochziehen lässt. Das ist vermutlich der raue und immer noch wilde Westen, der sich darin spiegelt. Zimperlich darf man dort nicht sein. Cree ist wortkarg, mit unzähligen Narben auf Körper und Seele gezeichnet und in seinem Job als Vorarbeiter auf der Ranch ohne Skrupel. Sein Charakter macht mich neugierig. In ihm steckt so viel mehr, als mir Sharp zu Beginn zeigt. Durch seine Adern fließt indigenes Blut, was mich zusätzlich anspricht. Von den Nebenfiguren haben einige größere Auftritte in den Seiten und es gibt nicht wenige, die ich am Buffalo Jump gut aufgehoben sehen würde, räusper. Wer kann, der kann: Die Entwicklung der Geschichte ist von Anfang an überraschend und ich frage mich mehr als einmal, wie die Autorin manches zusammenführen möchte, aber es gelingt ihr spielend. Wo Bonnie Sharp drauf steht, ist Bonnie Sharp drin und dementsprechend dunkel wird es in den Seiten. Und damit meine ich nicht die behagliche Dunkelheit an Wintertagen, bei denen das Kaminfeuer im Wohnzimmer tanzt, sondern die, die dich nachts auf einer einsamen Straße umgibt. Wo hohe Sträucher finstere Schatten auf den Weg werfen und dich jedes Rascheln im Gebüsch zusammenfahren lässt. Und genau da setzt Sharp an. Sie jongliert mit dem Tempo der Story wie ein Artist mit Bällen in der Manege, zieht die Spannungsbögen an, ehe sie sie kurz sinken und mich Atem holen lässt. Mein Herzschlag beruhigt sich erst am Ende der Geschichte wieder. Ich wette, meine Gesundheitsapp zeichnet für diesen Lesetag keine empfehlenswerten Pulskurven auf. Aber genau so brauche ich es. Ich will gepackt und mitgerissen, schockiert und herausgefordert werden. Kuschelbücher dominieren ohnehin meine Regale und zwischendurch benötige ich eben eine große pechschwarze Portion Dark Romance vom Feinsten, bei der es mitunter recht heiß wird. Die Kapitelzierden möchte ich unbedingt erwähnen, weil sie mir supergut gefällt. Die Story wird aus den abwechselnden Ich-Perspektiven von Cassi und Cree in der Vergangenheit geschildert. Mein Fazit: „Cry my love“ begeistert mich und ist Balsam für den ausgehungerten schwarzen Teil meines Herzens. Ich lerne Charaktere kennen, die von ihrem Leben gezeichnet sind. Es ist dunkel, brutal und jeder steht für sich alleine, bis, ja, das lest ihr besser selbst. Die Entwicklung überzeugt mich und reißt mich mit. Von der ersten Seite an stecke ich tief im Buch drin und lege es nur ungern weg. Diese Story empfehle ich allen, die kein Problem mit der einen oder anderen Leiche haben, nicht allergisch auf gut ausgearbeitete Spannungsbögen reagieren und sexy Cowboys unwiderstehlich finden. Für mich ist es definitiv ein dunkles Highlight. Von mir erhält „Cry my love“ 5 nachtschwarze Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.