Susanne Matiaschek
“Billy Summers” war mein erster King nach gefühlten tausend Jahren. Und bisher kannte ich nur sein Horrorwerke. Was ich jedoch an ihm besonders schätze, er schreibt nicht eindimensional, sondern überaus vielschichtig. Seine Charaktere sind nicht schwarz oder weiß, sondern haben unglaublich viele Facetten. Und gerade deshalb hab ich mich auch sehr auf den Auftragskiller und sein Mädchen gefreut, denn klar war, hier wird uns letztendlich etwas ganz anderes erwarten, als man vorher denkt. Ich mochte den Schreibstil total gern. Fesselnd, einnehmend und unglaublich intensiv und bildhaft. Vorweg muss ich jedoch sagen, dass Stephen King sehr speziell und überaus detailreich schreibt. Womit man hier auch direkt konfrontiert wird. Seine Charaktere werden förmlich auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Dabei ist es völlig egal, ob es Haupt- oder Nebencharaktere sind und gerade dadurch kann man sich ein wunderbares Bild von Ihnen machen. Hier hatten es mir besonders Billy und Alice angetan, die immer im Fokus stehen. Besonders Billy war eine unglaublich interessante Persönlichkeit. Ein Mann mit Gewissen, Werten und Sensibilität. Billy lernt bei seinem Auftrag mehr über sich, das Leben und worin seine wahre Leidenschaft liegt. Die eingestreuten Hintergrundinformationen haben dem Ganzen noch eine völlig neue Dimension verliehen, die man hinterfragt. Aber King scheut sich auch nicht davor, dem Ursprung auf den Grund zu gehen, wodurch man auch mit ernsten Themen konfrontiert wird. Billy und Alice. Zwei verlorene Seelen, deren Wege sich auf eine dramatische Art und Weise kreuzen und die schlussendlich zueinanderfinden. Aber anders als man denken würde. Ich mochte Billy ,als auch Alice sehr gern. Weil sie Einzelgänger sind und eine fast greifbare Einsamkeit und Verlorenheit in sich tragen, was das Ganze auf den ersten Blick schon tiefer macht. Beide verändern sich auf eine unglaubliche Art und Weise. Sie gehen einen Weg, der sie zu sich selbst führt und wer sie eigentlich sind, ja wer sie sein wollen. Und gerade diesen Aspekt hat Stephen King hervorragend gemeistert. Beide wachsen ohne das man es merkt, direkt ins Herz. Sie hinterlassen Spuren und bewegen etwas in einem. Dabei war die Spannung durchaus vorhanden, aber gerade durch die teils dunkle Atmosphäre eher unterschwellig spürbar. Ich fand Billy Summers einfach großartig. Er hat mich bewegt, zu Tränen gerührt. Ich hab die Dialoge geliebt und sein sehr eigenwilliger Humor, hat dem Ganzen noch zusätzlich Biss und Auftrieb verschafft. Gelesen wurde das Ganze von David Nathan. Einen besseren Sprecher kann ich mir dafür einfach nicht vorstellen. Er sensibilisiert, er verleiht den feinen Nuancen unglaublich viel Feingefühl, aber er schafft auch Dramatik und Tragik an den richtigen Stellen. Der Verlauf war interessant, wendungsreich und vor allem das Ende, war einfach nur authentisch, genau richtig. Für mich einfach ein richtig gut ausgearbeiteter Roman, der die Tragik, Einsamkeit und Verlorenheit dahinter ,unglaublich gut vor Augen führt. Manchmal ist das, was wir sehen, nicht das, was tatsächlich auch so ist. Manchmal ist die Wahrheit dahinter noch viel verstörender und grausamer. Fazit: Mit “Billy Summers” hat Stephen King einen sehr ruhigen, detailreichen und vor allem psychologisch tiefgründigen Roman ausgearbeitet. Gesprochen wurde es von David Nathan. Niemand wäre perfekter dafür geeignet. Er sensibilisiert, er verleiht den feinen Nuancen unglaublich viel Feingefühl, aber er schafft auch Dramatik und Tragik an den richtigen Stellen. Es ist ein unglaublicher Genuss ihm zuzuhören. Er schockt weniger mit verstörenden Details, als vielmehr mit grausamer Wahrheit , Einsamkeit und Verlorenheit. Der Auftragskiller und sein Mädchen befinden sich auf einer Reise, die alles für sie verändert. Und nicht nur für sie. Ein sehr beeindruckender Roman, der vor allem mit Kings Humor für herrlich Biss und Auftrieb sorgt.