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herbstrose

Posted on 9.8.2021

Was geschah mit den Männern im Turm? Es war sehr stürmisch, damals vor zwanzig Jahren zwischen Weihnachten und Neujahr, so dass das Versorgungsboot mit der Ablösung erst verspätet rausfahren konnte. Über zwei Monate waren die drei Leuchtturmwärter nun schon alleine auf der Maiden, einem Leuchtturm weit draußen mitten im Meer, und hatten, weil das Funkgerät gestört war, keine Verbindung zur Außenwelt. Doch als endlich Hilfe eintrifft ist alles still da draußen, kein Wärter ist zu sehen. Der Turm ist von innen verschlossen, die drei Männer sind spurlos verschwunden … Jetzt, zwanzig Jahre später, ist ein Autor auf der Suche nach der Wahrheit über eines der größten maritimen Mysterien seiner Zeit. Er spricht mit Menschen, die damals betroffen waren, mit Zeitzeugen und den hinterbliebenen Angehörigen der drei verschwundenen Leuchtturmwärter. Welches rätselhafte Schicksal hat die Männer ereilt? Wie erging es ihren Frauen nach deren Verschwinden und wissen sie gar mehr darüber? … Emma Stonex, geb. 1983, ist eine britische Romanautorin, die bereits mehrere Bücher unter einem Pseudonym geschrieben hat. Ihre Karriere begann sie als Lektorin und arbeitete in einem großen Verlagshaus. Schon immer von Leuchttürmen fasziniert und inspiriert von dem tatsächlichen ungeklärten Verschwinden dreier Leuchtturmwärter im Dezember 1900 auf der Insel Eilean Mòr schrieb sie „Die Leuchtturmwärter“ (The Lamplighters) als Debüt unter ihrem eigenen Namen, das sofort in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Die Autorin lebt heute mit ihrer Familie in Bristol. Drei Männer verschwinden aus einem von innen verschlossenen Leuchtturm, der Tisch ist zum Essen gedeckt aber unberührt, alle Uhren sind gleichzeitig stehlen geblieben – schon allein der Gedanke daran verursacht Gänsehaut. Was geschah mit ihnen? Wurden sie von Piraten entführt, von Schmugglern ermordet oder waren gar Außerirdische am Werk? Sind sie verrückt geworden und haben sich gegenseitig umgebracht, hat eine Riesenwelle sie ins Meer gespült oder haben sie sich freiwillig abgesetzt um ein neues Leben zu beginnen? All diese Fragen stellen sich beim Lesen dieses enorm spannenden Romans. Die Autorin lässt die zurückgebliebenen Frauen zu Wort kommen und ihre Sicht des Geschehens erzählen. Auch die Männer berichten vom kargen Leben auf dem Leuchtturm, von der Einsamkeit und der bedrückenden Enge, von Streitereien und Meinungsverschiedenheiten und vom Meer, das so herrlich und auch so brutal zerstörend sein kann. Den Schreibstil von Emma Stonex ist von beeindruckender Lebendigkeit und Intensität. Als Leser spürt man förmlich das Tosen des aufgewühlten Meeres, das Brüllen des Sturmes und die Gischt der Wellen, fühlt aber auch die große Einsamkeit und Isolation der Männer im Turm. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Auch die Ausarbeitung der Figuren ist der Autorin großartig gelungen. Sie wirken authentisch und agieren sehr realistisch, so dass man ihre Handlungsweise jederzeit nachvollziehen kann. Leider finde ich es sehr schade, dass die Autorin die Geschichte zum Schluss nicht mystisch und geheimnisvoll belassen hat, sondern eine Lösung konstruiert hat, die mich so nicht befriedigen konnte. Dennoch bleiben einige Fragen ungeklärt und lassen Raum zum Nachdenken.

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