Buchhandlung Almut Schmidt Kiel
Gert Loschütz begeistert erneut. Mit seinem neuen Roman begibt er sich wieder auf Spurensuche und verwebt Geschichte mit Literatur. Der Auftakt des Romans ist ein Zugunglück, das sich im Dezember 1939 vor dem Bahnhof von Genthin ereignete. Es geht um die Geschehnisse, die zu dieser Katastrophe führten und Gert Loschütz erzählt drumherum Geschichten, die bis in unsere Gegenwart wirken. Sehr literarisch und bewegend entwickelt Loschütz seinen Roman, dem er ganz viel Leben einhaucht. Niemals wird er sentimental oder zu dokumentarisch. Seine große Kunst ist es, sprachlich und durch das fein gewobene Netz an Ereignissen an den Text zu fesseln und am Ende, wie bereits bei „Ein schönes Paar“, auch mit Überraschungen aufzuwarten. Gert Loschütz verknüpft Menschen und Schicksale mit realen Ereignissen und alles steht miteinander in Verbindung. Jede Wendung, Entscheidung oder alle schweren Unglücke führen zu weiteren Ereignissen, die bis in die Gegenwart nachklingen. Gert Loschütz hat erneut einen sprachlich und inhaltlich intensiven Roman vor dem Hintergrund deutscher Geschichte geschrieben. Seine Figuren werden sehr lebendig. Die Handlung und mit ihr die Charaktere haben stets etwas Suchendes. Auch literarisch tastet sich Loschütz an den Stoff heran und die anfänglichen vier Sekunden werden in Folge ein ganzer Kosmos. Die Frage „was wäre wenn“ ergibt sich stets nur aus der Rückschau. Beim Handeln ist man stets Agierender und wird zuweilen innerhalb weniger Sekunden umgelenkt. Erneut zeigt sich auch das Können des Autors am Ende. Hier rührt er erneut Herz und Geist. Ein großer und sehr lesenswerter Roman.