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Buchstabengeflüster

Posted on 9.8.2021

Tolle Freundschaft in langweilige Handlung verpackt Josie ist Anfang Vierzig und nun von ihrem Freund schwanger. Doch der hat neben Josie noch eine Frau und Kinder, weshalb er kein weiteres mehr will. Josie steht vor der Frage, was sie selbst will: Kind behalten oder nicht? Könnte sie eine gute Mutter werden? Würde sie mit einer Entscheidung für das Kind ihre Beziehung aufs Spiel setzen? Durch einen verlorenen Gegenstand, den sie Kathi wiederbringt, lernt sie ebendiese ältere Dame kennen. Erst kürzlich hat Kathi ihren Mann beerdigen müssen, mit dem sie fast 50 Jahre lang verheiratet war. Die beiden freunden sich mit jedem weiteren Gespräch an und sind sich gegenseitig eine große Stütze, während beide gerade an einem Scheideweg im Leben stehen. Das Geschehen im Buch baut immer weiter aufeinander auf, da die Protagonisten größere Entscheidungen fällen, z. B. Josie für oder gegen das ungeborene Kind. Beide Frauen leben aber auch oft in der Vergangenheit. Kathi denkt an ihre verlorene Beziehung und auch ihre Kindheit, die sie bei ihren Großeltern verbracht hat und nur teilweise von Zuneigung geprägt war. Genauso hängt Josie in den vergangenen neun Jahren mit ihren Freund fest und denkt aufgrund ihrer Schwangerschaft immer öfter an ihre ältere verstorbene Schwester, die seit jeher in der Familie totgeschwiegen wird. Mir hätten weniger Wiederholungen in den Gedanken der beiden Protagonisten und mehr aktives Geschehen gefallen. Zumal einige Begebenheiten in der Gegenwart (z. B. der Mutter-Tochter-Urlaub) recht schnell vorübergegangen sind. Auch wenn es keine überraschenden Geheimnisse gab, finde ich die Geschichte recht kurzweilig zu lesen. Es wird im Geschehen auch darauf eingegangen, welche Beziehung Eltern und Kinder zueinander haben. Kathi denkt zum Beispiel oft an ihre Kindheit bei den Großeltern und hat nun in der Gegenwart mit dem eher distanzierten Verhalten zu ihrem Sohn zu kämpfen. „Schmerz ist eine subjektive Empfindung. Und er gehört immer nur dem, der ihn fühlt.“, Josie, 66 % Daneben spielen auch viele wichtige Themen eine Rolle. Zum Beispiel wird das Down-Syndrom angesprochen. Aufgrund von Josies Alter ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind es haben könnte. Außerdem gibt es einen sehr liebenswerten Charakter in der Geschichte, der das Down-Syndrom hat. Daneben wird auch Homosexualität in die Geschichte eingeflochten. Damit verbunden die Ablehnung von anderen, aber auch die Erkenntnis, dass das eigentlich nichts ausmacht. Auch die Einsamkeit im Alter spielt eine Rolle, denn Kathi lebt nun plötzlich alleine und ihr fehlt die zweite Person im Haus, auch wenn sie mit ihrem Mann oft die selben Gespräche hatte. Und Josie hat währenddessen die Entscheidung zu fällen, ob sie ihr Baby aufziehen möchte oder nicht. Dabei fragt sie sich, ob sie es alleine schaffen kann bzw. muss dies anderen Personen bestätigen. Neben ihr befinden sich bereits ein paar Charaktere in der Geschichte, die ihre Kinder alleine großziehen. Der Schreibstil der Autorin ist kurz und knapp gehalten. Es gibt kaum Satzgefüge, weshalb die Geschehnisse und Gefühle direkt auf den Punkt gebracht werden. Die Emotionen der Protagonisten wurden immer ausreichend beschrieben. Auch beinhaltet die Geschichte viele schöne Sätze, die ich mir markiert habe. Jedoch liegt mir diese Art des Schreibstils nicht, weshalb das Lesen für mich insbesondere zu Beginn eher holprig war. Ebenfalls hat mich die eher niederdrückende Stimmung manchmal gestört. Die Geschichte ist eintönig und durch vergangene oft nicht positive Erlebnisse deshalb auch trist. Wir verfolgen Josie und Kathi im Wechsel. Josies Kapitel sind aus der Ich-Perspektive geschildert, für Kathis nutzt die Autorin die personale Erzählperspektive. „Das Leben ist schon seltsam. Es besteht aus lauter Augenblicken, die sich unaufhörlich aneinanderreihen. Ohne Pause und ohne erkennbare Logik. Jeder Augenblick für sich genommen ist einmalig, aber wir […] schenken ihnen keine Beachtung. Und irgendwann sind wir dann alt und stellen fest, dass wir unser ganzes Leben verpasst haben.“, Kathi, 87 % Fazit: „Wir für uns“ erzählt in ruhiger und angenehmer Weise von einer Freundschaft zwischen der 40-jährigen Josie und der 71-jährigen Kathi. Die eine scheint am Anfang von etwas neuem zu stehen, die andere muss etwas gehen lassen. Das Buch ist ruhig, hält keine Überraschungen parat und spielt sich oft in den Überlegungen der Protagonisten wieder. Die Geschichte ist kurzweilig zu lesen, aber ich habe sie trotzdem als öde empfunden. Daneben spielt die Eltern-Kind-Beziehung eine große Rolle, wie auch die Themen Down-Syndrom, Alleinerziehende, Homosexualität und Einsamkeit. 2,5 Sterne

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