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Wir schreiben das Jahr 1842. Zwei Ereignisse beeinflussen das Leben der 6jährigen Emilia nachhaltig. Am gleichen Tag, an dem ihr Onkel Hinrich und ihre Tante Minna beim großen Brand in Hamburg ihr Haus verlieren, wird ihr kleiner Bruder Julius geboren. Emilia lebt mit ihren Eltern auf einem Gut in der Nähe von Hamburg. Obwohl sie in guten Verhältnissen leben, pflegen die Eltern einen bescheidenen Lebensstil. Nun ziehen Onkel Hinrich und Tante Minna bei ihnen ein. Da die Mutter von der Geburt geschwächt ist, übernimmt die Tante das Zepter im Haus. Hochmut gegenüber dem Dienstpersonal und manch unnötige Ausgabe sind die folgen. Allerdings ist Hinrich sehr geschäftstüchtig. Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt steht Emilia, eine Person der Zeitgeschichte. Als Leser darf ich die Entwicklung des Kindes zur selbstbewussten jungen Frau, zur Ehefrau und Mutter, ja bis zur Großmutter mitverfolgen. Emilia ist ein aufgewecktes Kind. Doch zwei Jahre nach dem Brand ändert sich ihr Leben entscheidend. Die Eltern ziehen aus beruflichen Gründen nach London, Emilia bleibt bei Onkel und Tante. Die Sehnsucht nach den Eltern wird sie lange begleiten. Inken, eine Magd auf dem Gut der Eltern, ist für sie von klein auf die wichtigste Bezugsperson. Sie nimmt sich des Kindes und später der jungen Frau an und führt sie in die praktischen Dinge des Lebens ein, die eigentlich nicht zur Ausbildung im gutbürgerlichen Haushalt gehören. Die Autorin versteht es, dass Leben von Emilia spannend und abwechslungsreich zu erzählen. Immer wieder stellt sie ihr interessante Protagonisten an die Seite. Dadurch werde ich auch über die Verhältnisse in anderen sozialen Schichten informiert. Dabei gefällt mir besonders die detailgenaue Beschreibung von Land und Leuten. Auch die Handlungsabläufe werden so präzise beschrieben, dass ich geglaubt habe, dabei zu sein, sei es beim Sturm auf der Schiffsreise, bei der Ankunft in Australien oder beim Tode der Mutter. Die Gefühle der Protagonisten wirken identisch und überzeugend. Freude und Trauer, Gemeinschaft und Einsamkeit, Sehnsucht und Wiedersehen, Geburt und Tod – die Vielfalt des Lebens und seine Schattierungen finden sich in unterschiedlichen Zeiten der Handlung. Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitabschnitten erzählt. Das finde ich gelungen, da die wenigen Ereignisse der jeweiligen Vergangenheit kurz zusammengefasst werden, wenn sie die Handlung tangieren. Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Autorin beherrscht exzellent den Umgang mit Adjektiven und Metaphern. Positiv aufgefallen ist mir ihre Achtung von den australischen Ureinwohnern. Behutsam und nicht wertend geht sie auf ihre Kultur und Lebensgewohnheiten ein. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat die sympathische Protagonistin. Aus dem 6jährigen Kind wurde eine starke Frau, die sich zu ihrer Liebe bekannt, trotz aller Schwierigkeiten ihren Weg ging und für Familie und Freunde eine Stütze war.