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auserlesenes

Posted on 6.8.2021

Deutschland in den 1950er-Jahren: Nach der Vertreibung aus Ostpreußen ist Dora Twardy auf einem Hof in der Lüneburger Heide gelandet. Die Gutstochter harrt dort lange aus, fühlt sich aber nicht wohl. Als sie mit Ende 20 die Zusage für ein Studium in Ostberlin erhält, macht sie sich auf den Weg dorthin. Ihr Ziel: Sie will Tierärztin werden. Außerdem hofft sie, in der großen Stadt endlich ihren geliebten Curt von Thorau wiederzusehen, der seit dem Kriegsende verschwunden ist... „Die Heimkehr der Störche“ ist der zweite Teil der Gutsherrin-Saga von Theresia Graw. Meine Meinung: Der Roman besteht aus drei Teilen mit insgesamt 49 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Geschichte endet mit einem knappen Epilog in Briefform. Die Handlung beginnt im Mai 1952 und umfasst mehrere Jahre in den 1950ern. Einheitliche Orts- und Zeitangaben wären daher hilfreich gewesen. Erzählt wird vorwiegend aus der Sicht Doras. Der Aufbau ist schlüssig und durchdacht. Der Schreibstil ist nicht besonders, aber gewohnt anschaulich und lebhaft. Viele Dialoge und Beschreibungen lassen das Geschehen bildhaft vor dem geistigen Auge erscheinen. Eingefügt sind mehrere Briefe und Schriftstücke. Obwohl der Roman eine Fortsetzung ist, lassen sich beide Teile unabhängig voneinander lesen. Es ist für das Verständnis nicht nötig, den ersten Band zu kennen. Es empfiehlt sich aber. Unglücklich finde ich die Vermarktung. Erst bei einem genaueren Blick lässt sich feststellen, dass es sich um eine mehrteilige Saga handelt. Das gilt auch für den ersten Band, der nicht als Reihenauftakt ausgewiesen wurde. Das ist etwas ärgerlich, wenn man - wie ich - eigentlich nicht immer wieder neue Reihen anfangen möchte. Wieder steht Dora im Vordergrund der Geschichte. Wie im ersten Band war sie mir nicht in allen Punkten sympathisch. Die Protagonistin wirkt jedoch um einiges reifer und hat eine glaubhafte Entwicklung hinter sich. Auch die übrigen Charaktere sind interessant ausgestaltet. Wie schon beim ersten Teil hat sich die Autorin von ihrer eigenen Familiengeschichte inspirieren lassen, hier und da aber fiktive Elemente mit tatsächlichen historischen Ereignissen verwoben. Sie habe sich auf Zeitungsartikel, Dokumentationen, Rundfunk- und Augenzeugenberichte gestützt, heißt es in dem leider nicht sehr ausführlichen Nachwort. Diese fundierte Recherche ist dem Roman an mehreren Stellen anzumerken. Auf unterhaltsame Weise wird nebenbei deutsch-deutsche Historie vermittelt. Mit mehr als 600 Seiten ist das Buch ein richtiger Schmöker. Die Handlung ist jedoch größtenteils so kurzweilig und fesselnd, dass sich der Roman sehr schnell lesen lässt. Das Cover finde ich nicht nur sehr hübsch, sondern auch inhaltlich passend. Der Titel fügt sich gut in die Reihe ein und ist auch im metaphorischen Sinn zutreffend. Mein Fazit: Mit „Die Heimkehr der Störche“ ist Theresia Graw eine lesenswerte Fortsetzung der Gutsherrin-Saga gelungen, die mir trotz kleinerer Schwächen sogar noch besser als der erste Teil gefallen hat.

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