
Anja Urbschat
Was für ein Hammer Buch, einfach eine wahre Bereicherung! Und keine einzige Minute dieser ergreifenden Lektüre ist verschwendet. Versprochen! Das prekäre Verhältnis von Mensch und Natur ist der Auslöser für Maja Lunde gewesen, dieses Buch zu schreiben. Im Mittelpunkt stehen aber drei packende Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, die alle zusammen verwoben zur "Geschichte der Bienen" werden: Im Jahr 1852 in England der Biologe und Samenhändler William, der sich nicht nur als Forscher gescheitert sieht und dann auf eine Idee für einen neuartigen Bienenstock kommt. Im Jahr 2007 in Ohio der Imker George, der hart auf seinem Hof arbeitet, damit sein Sohn Tom ihn mal übernehmen soll, der aber studiert und vom Journalismus träumt. Im Jahr 2098 in China die junge und kluge Arbeiterin Tao, die zwölf Stunden am Tag Bäume per Hand bestäubt, da es längst keine Bienen mehr gibt, und die sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen erhofft. "Verfügbarkeit war das Mantra der damaligen Zeit. Die Menschen konnten jederzeit, mit immer fortschrittlicheren Kommunikationsmitteln, auf all diese Informationen zugreifen. Der Kollaps traf jedoch auch die sozialen Netzwerke. Innerhalb von drei Jahren brachen sie vollständig zusammen. Alles, was den Menschen blieb, waren Bücher, hakende DVDs, ausgeleierte Tonbänder, zerkratze CDs mit abgelaufenen Programmen und das uralte, marode Fernleitungsnetz. Ich verschlang die zerlesenen, alten Bücher und ruckelnden Filme. Ich las alles und merkte mir alles. Mehrmals versuchten Lehrer, meine Eltern davon zu überzeugen, dass ich ein begabtes Kind mit besonderen Talenten sei, aber bei diesen Gesprächen lächelten sie nur schüchtern, wollten lieber etwas über die normalen Dinge erfahren, ob ich Freunde hatte, ob ich gut rennen, klettern, flechten konnte. All die Gebiete, auf denen ich versagte." (Tao)