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Variemaa

Posted on 13.11.2017

Pippa zieht mit auch ein Schloss nach Dänemark, als ihre Mutter einen echten Grafen heiraten will. Während ihr kleiner Bruder davon träumt, ein kleiner Prinz zu sein, ist Pippa wenig begeistert davon, Berlin hinter sich zu lassen. Ihre neue Stiefschwester ist freundlich, ihr Stiefbruder lässt Pippas Herz höher schlagen. Doch seltsame Dinge geschehen und bald traut Pippa ihren eigenen Augen nicht mehr. Ungeahnte Kräfte sind am Werk und bald muss Pippa alles einsetzten, weil sie droht, alles zu verlieren. So märchenhaft und fantastisch die Zusammenfassung scheint, so spannend ist der Roman tatsächlich. Nicht gegen magische Kräfte geht es hier, sondern um Verschwörer und sehr reale Bedrohungen. Thrill statt Fantasy also. Und gut gemacht. Der Leser folgt Pippa uns weiß darum auch nicht mehr als sie. Ein gemeinsames Aufdecken, Rätseln, Suchen, das zwischen diesen Zeilen liegt. Der Roman spielt dabei sehr stark mit Schein und Sein. Vieles, was Pippa sieht, ist nur Täuschung. Das Tatsächliche dagegen liegt verborgen und niemand glaubt Pippa, als sie es erkennt. Auch der Stiefbruder Nils ist so eine Figur, von der Pippa lange nicht weiß, was sie halten soll. Darf sie ihrem Herz trauen, oder muss sie glauben, was über ihn erzählt wird? Dass er gefährlich ist und krank. Pippa findet ihren ganz eigenen Weg. Ihren eigenen Weg findet sie auch bei dem Thema der Geschlechterrollen. Pippa soll sich in hübsche Kleider werden und liebt einfache Hosen. Das Oberflächliche ist es, was sie nicht leiden kann und genau darauf trifft sie in Glimmernächte. Nicht zuletzt verweist der Titel auf die im Roman erwähnten Scheingoldstücke, den Glimmer, der eben wertvoller scheint, als er ist. Das Wirkliche also liegt auch hier tief und ist nicht so leicht erkennbar. Gelungen finde ich, dass Pippa keinesfalls liebesblind wird oder sich in ihrer neuen Existenz verliert. Sie behält ihren Blick und spürt dabei deutlich die Verführung des Geldes. Eine Verführung, die Pippas Bruder und auch ihre Mutter erlegen. Trotzdem wird Pippa keinesfalls als überlegen dargestellt. Sie ist nur in der Position, alt genug, aber kritisch genug zu sein, um mehr zu hinterfragen. Und auch Pippa muss mit den Eindrücken kämpfen, die auf sie warten. Der Stil ist locker und leicht. Das Buch ist gut und schnell zu lesen. Gerade da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Pippa trägt ein Trauma mit sich, dass zwar genau gezeigt wird, aber trotz seiner Stärke kaum Auswirkungen hat. Auch an anderer Stelle hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht. Die „Liebe“ zu Nils wirkt an den Haaren herbei gezogen – die beiden kennen sich ja im Grunde gar nicht. Und auch diese Verteilung von Unschuld am Ende wirkt auf mich unausgegoren. Trotz mehrfacher Todesgefahr wird die Schuld am Ende so verteilt, dass sie irgendwie niemandem wirklich zu fällt. Alle sind Spannend und in vielerlei Hinsicht gut aufgebaut ist Glimmernächte allemal. Die Anzeichen der Verschwörung beispielsweise, die anfangs so unwirklich wirken. Aber auch die Elemente, die mal den einen, mal den anderen in den Fokus von Pippas Misstrauen ziehen. Viele Verdächtige eben. Und Nils, der auch nicht über jeden Verdacht erhaben ist. Eine kurzweilige und spannende Unterhaltung, der es einfach hin und wieder an Tiefe fehlt.

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