Variemaa
Hadleys Welt steht Kopf, seit sie erfahren hat, dass ihr Vater fremd gegangen ist. Ihre Mutter verschanzt sich auf der Arbeit, der Umzug war auch nicht gerade hilfreich und obwohl Hadleys Vater die Familie nicht verlassen hat, fühlt sie sich ihm so fremd. Dann trifft sie auf Sam, der sie nur zu gut versteht. Seine Eltern sind frisch geschieden und er versucht mit allen Mitteln, seine kleine Schwester zu schützen. Hadley und Sam verbindet zuerst ein Geheimnis und dann etwas, was eigentlich unmöglich erscheint und was beide verwirrt. Echte Gefühle. Ich habe das Buch angefangen und konnte nicht mehr aufhören. Die Geschichte ist packend vom ersten Wort an. Der Leser wird direkt reingeschmissen in die zerstörten Welten von Sam und Hadley, leidet mit und erkennt sofort, dass beide im Grunde verzweifelt nach einem Halt suchen. Die Handlung fokussiert abwechselnd Hadley und Sam und sorgt so schnell dafür, dass der Leser mehr weiß, als die Figuren. Dennoch habe ich bis zum letzten Wort mitgefiebert. Vielleicht gerade deshalb, denn zusammen erfahren die beiden eine so umwerfende Dynamik, dass alles logisch erscheint und alles überraschend ist. Großartig. Wirklich begeistert haben mich die intertextuellen Verweise. Das Buch zeichnet eine Mischung aus Romeo und Julia und Viel Lärm um nichts nach und geht doch seinen eigenen Weg. Die Verfeindung ist eine frische und wird mit viel Schmerz und Empathie dargestellt. Viele Figuren begehen schwerwiegende Fehler in Liebe ist wie Drachensteigen, doch auf eine wunderbare Art und Weise schafft Ashley Herring Blake es, diesen Fehlern Tiefe zu verleihen. Hier ist nichts platt, sondern alles von einer zauberhaften Psychologisierung durchzogen. Jeder Charakter wird plastisch, jede Handlung begründet. Gut und Böse, Richtig und Falsch verschwimmen dabei nicht unbedingt, sondern werden durch Blickwinkel erweitert. Auch wer Falsches tut hat Gründe, die alles in einem anderen Licht erstrahlen lassen. Erkenntnis, Vergebung, Trauer, Überwindung. Eine Mischung, die packt. Sam und Hadley sind dann auch beide keine Figuren, die ohne Tadel bestehen. Beide versuchen mit ihrem Schmerz umzugehen und verletzen dabei andere. Dabei kreisen sie unentwegt umeinander. Ein tragisches Verwirrspiel und die Frage, ob es in der Ausweglosigkeit der Situation Hoffnung geben darf lassen Liebe ist wie Drachensteigen geradezu philosophisch wirken. Auf grandiose Weise werden unterschiedliche Wege präsentiert. Und obwohl dabei der Rahmen einen vorhersehbaren Weg geht, überraschen die Figurenentwicklungen wie die Verschiebungen innerhalb des Romans.