monerl
(4,5 Sterne) Meine Meinung Die Autorin nimmt uns mit, zum einen nach Hirzweiler, einem Dorf im Saarland, wo wir Rolf kennenlernen. Er ist 59 Jahre alt, Witwer und Vater zweier Kinder, doch den Sohn hat er schon viele Jahre nicht mehr gesehen, denn dieser ist mit 16 Jahren einfach so von zu Hause abgehauen. Einfach so? Im zweiten Handlungsstrang begleiten wir den 16-jährigen Jugendlichen Jerome auf seinem Weg in die Freiheit. Manch einer Gefahr setzt er sich aus und hat oftmals mehr Glück als Verstand. Er ist voller Vorfreude und Leichtsinn, wie man es von Jugendlichen erwartet. Nach und nach kreuzen sich beide Handlungsstränge kurz und im Laufe des Romans werden einige Geheiminisse gelüftet, die ich als Leserin so nicht erwartet hatte. Der Hanldungsverlauf ist glücklicherweise nicht ganz vorhersehbar, was die Spannung aufrechterhält. Doch der Einstieg ins Buch, die ersten ca. 50 Seiten, ist nicht ganz so einfach. Es gibt einige Jahres- und Ortssprünge, beginnend bei 1960, weiter zu 2015, 2016, 2017 und 2004. Hier musste ich immer mal wieder zurück- und vorblättern, um mich zu orientieren. Hat man diesen Beginn jedoch überwunden, entfaltet sich eine richtig schöne und tiefgehende Geschichte über Liebe in verschiedenen Facetten, die ich sehr, sehr gerne gelesen habe! Elaine wirbelt in Rolfs leben und bringt seinen koordinierten und doch recht langweiligen Alltag durcheinander. Und Rolf genießt es! Er lebt auf und erblüht aufs Neue, lernt zu lieben, sich auf eine andere Liebe einzulassen, obwohl ihn die 25 Jahre Altersunterschied hin und wieder irritieren. Rolf und Elaine sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Die Autorin erschuf ein Paar, das sehr authentisch und wirklich füreinander bestimmt ist und dem ich von Herzen wünschte, eine echte Chance zu bekommen. Es gibt allerdings einige Steine, die beide aus dem Weg räumen müssen, die nicht ganz ohne sind. Bewegt haben mich auch all die Jahre von Jerome. Als Leser*innen sind wir Rolf im Vorteil und erfahren zum Teil vor ihm von den Gründen für Jermomes Flucht. Obwohl die Protagonisten im Buch keine sehr tiefe Charakterisierung erfahren, konnte ich sie mir gut vorstellen. Sie sind sehr gut in die Handlung eingebunden, die sprachlich recht ruhig erzählt wird. Ganz erstaunlich, wie Katja Bohander-Sahner das gelungen ist, denn das Buch ist inhaltlich ziemlich turbulent: mehrere Fluchten von verschiedenen Personen aus verschiedenen Gründen werden thematisiert, eine Spontangeburt in Hamburgs Villengegend, Geheimnisse, Mord- und Mordanschläge unvm. Die Spannung steigt bis zum Ende, mit dem ich persönlich sehr zufrieden bin. Zum Schluss wird die Erzählgeschwindigkeit schneller und die Jahresabstände größer. Manch einer mag das bemängeln, doch für mich machte ganau das die Geschichte rund. Ob es ein gutes Ende ist, hängt von der Sichtweise ab. Für mich war es ganau richtig so. Fazit Wer ein gutes und etwas anderes Buch lesen möchte, zu dem es derzeit keinen aktuellen Vergleich gibt, dem empfehle ich dieses hier! Es ist noch interessanter als der Klappentext verspricht. Wer Italien und auch das Schwimmen liebt, kann mit diesem Gegenwartsroman nichts falsch machen! Sehr empfehlenswert, insbesondere im Sommer. Ich bin schon sehr auf das nächste Buch von Katja Bohlander-Sahner gespannt!