Akantha
„Das Buch des Totengräbers“ ist der Auftakt einer neuen Reihe von Oliver Pötzsch, erschienen bei Ullstein, vertont von Hörbuch Hamburg und gelesen von Hans Jürgen Stockerl. Grundlage für meine Rezension ist das Hörbuch. Neu in Wien wird Inspektor Leopold von Herzfeldt direkt mit dem Fall eines Serienmords konfrontiert: mehrere Frauen wurden getötet und gepfählt – eine alte Methode, um die Auferstehung von Untoten zu verhindern. Auf der Suche nach dem abergläubigen Mörder stößt von Herzfeldt auf weitere düstere Machenschaften in der Metropole. Oliver Pötzsch hat hier eine spannende Kriminalgeschichte entwickelt. Manche Wendungen waren für mich vorhersehbar, aber andere haben mich überrascht, sodass ich beim Hören kurz innehalten musste, um zu verarbeiten, was gerade offenbart wurde. Dies betrifft natürlich vor allem das Ende, wo alle Fäden zusammenlaufen und die Fälle mit einem großen Finale aufgelöst werden. Der Weg dahin war allerdings auch jederzeit unterhaltsam. Es gab keine Längen, immer ist etwas passiert und die Geschichte hat sich vorwärtsbewegt. Auch die erdachten Charaktere haben mir gut gefallen. Der sympathische Ermittler mit einem Fleck in der Vergangenheit, die engagierte Telefonistin, die neben der Polizeiarbeit noch ein anderes Leben führt oder der schrullige Totengräber, der mal über die Menschen und ihren Umgang mit dem Tod flucht, dann aber wieder ein weiches Herz zeigt – sie alle fügen der Geschichte ihre eigene Note bei und machen sie einzigartig. À propos Totengräber: besagter Charakter schreibt an dem titelgebenden Almanach über den Tod und die Verwesung, aus dem den Leser:innen (oder Hörer:innen) in regelmäßigen Abständen ein Auszug vorgelegt wird. Es ist interessant zu erfahren, wie die Wahrnehmung und das Wissen rund um Tod und Verwesung vor rund 130 Jahren waren und die Abschnitte sind nicht zu lang, als dass es ermüden würde oder man den Bezug zur Kriminalgeschichte verlöre. Die Stimme von Hans Jürgen Stockerl passt hervorragend zu der Geschichte. Man spürt die Aufregung an den spannenden Stellen und die Wut in den Auseinandersetzungen. Ich habe ihm sehr gerne zugehört. Mein einziger Kritikpunkt hier ist (wobei der wohl auch auf die Printversion anzuwenden ist), dass für mein Empfinden ein sehr großer Anteil der wörtlichen Rede im Wiener Dialekt geschrieben/ gesprochen wird. Für manche mag dies die Geschichte authentisch und vor allem lebendig machen – mich hingegen hat das häufig im Fluss gestört. Keinesfalls möchte ich den Österreichischen oder Wiener Dialekt verunglimpfen. Im Gegenteil: für mich ist es eine freundliche und fröhliche Mundart mit (für hochdeutsche Ohren) teilweise amüsanten Floskeln. Mit einem Krimi beißt sich das für mich leider etwas – beim Hören vermutlich noch eher als beim Lesen. Zusammenfassend komme ich so zu 4 von 5 Sternen. Ein spannender Krimi mit einzigartigen Charakteren, von denen jeder die Geschichte besonders macht. Die Masse an Dialekt hat für mich leider häufig die Ernsthaftigkeit aus der Geschichte genommen. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, der Reihe treu zu bleiben, nachdem ich die Charaktere jetzt einmal ins Herz geschlossen habe.