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Wordworld

Posted on 31.7.2021

Handlung: Ich habe die "Redwood Love"-Reihe erste vor Kurzem auf einem Mängelexemplar-Schnäppchen-Markt ergattert und mitgenommen, da ich sie aufgrund des Hypes der letzten Jahre für eine sichere Bank hielt. Und jaaaa, die Geschichte von Avery und Cade ist wirklich ein idyllisches, locker-leichtes Wohlfühlbuch, das genau das liefert, was es verspricht: große Gefühle in einer kleinen Stadt. Doch aufgrund der sehr vorhersehbaren Handlung, dem plätschernden Beginn und den vielen Wiederholungen ist es leider weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Schreibstil: Am meisten enttäuscht hat mich der Schreibstil der Autorin, den andere so sehr gelobt haben, der für meinen Geschmack aber einfach viel zu plump war. Auf jeder zweiten Seite steht, was für ein "Orgasmus für die Augen" der männliche Hauptprotagonist ist und er wiederum beteuert am laufenden Band, wie sehr er Averys Ex verkloppen will, weil er sie nicht genug wertgeschätzt hat. Dazu gesellen sich teilweise sehr wörtliche Übersetzungen, sodass die Figuren schonmal was denken wie "Dreck". Ebenfalls irritiert hat mich die wechselnde personale Er-Erzählperspektive, die aufgrund der sehr hohen Dichte an Gefühlsbeschreibungen, Empfindungen und Gedanken nicht wirklich als das Mittel der Wahl erscheint. Angesiedelt ist die Geschichte im beschaulichen Redwood, in dem jeder jeden kennt und jeder Dorfklatsch nach 5 Minuten über Twitter verbreitet wird. Kelly Moran hat echt ihr Bestes gegeben, um durch Blockhütten, Dorfbälle und Ausflüge in den Schnee eine schnucklige Kleinstadt-Atmosphäre zu verbreiten, da die Figuren jedoch fast nur zwischen der Klinik und ihrer Wohnung pendeln, wurde das Potential des Settings nicht ganz genutzt. Figuren: Ebenfalls viel Potential ist bei den Figuren liegengeblieben, die genau wie der Schreibstil eher oberflächlich und platt wirken. Sehr seltsam ist, dass alle Figuren nach ihrer emotionalen Reife und Tiefe durchaus Teenager sein können, dafür aber in einem anderen Lebensabschnitt stecken. Ich kann mir also vorstellen, dass für eine ältere Zielgruppe die Sprache zu plump und für eine jüngere Zielgruppe die Figuren zu alt sind. Dabei ist Avery eine wunderbar normale Figur mit wenig Erfahrung, eher mittelmäßigem Selbstvertrauen und ein bisschen zu viel auf den Rippen - also genau das, womit wir uns super identifizieren können. Dafür ist Cade aber leider total überzeichnet. Der begehrte Tierarzt ist selbstverständlich nicht nur muskulös, attraktiv und humorvoll, sondern auch noch super tier- und kinderlieb - kein Wunder, dass die gesamte weibliche Population von Redwood hinter ihm oder einem seiner genauso heißen Brüdern hinterher ist. Klar, ein Playboy mit einem Herzen aus Gold, der kleine Kätzchen rettet, Averys autistische Tochter Hailey (ein wirklicher Lichtblick dieser Geschichte!) babysittet und ehrenamtlich im Tierheim arbeitet muss man einfach mögen, leider wirkt er aber mehr wie ein am Reißbrett entworfener Frauentraum und weniger wie eine lebendige Figur. Auch einige Nebenfiguren wie das "Drachentrio" sind zum Teil etwas überzogen, da viele aber nur einen kurzen Auftritt haben, kann man die Klischees als charmant abtun. Das Zitat: "Das Ausmaß an Gefühlen, die er in ihr auslösen konnte, machte ihr Angst. Er war das Kribbeln, das ihr über den Rücken lief, der Druck in ihrer Brust, die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Er war überall gleichzeitig. Verzehrend. Zerstörerisch." Das Urteil: Die Atmosphäre stimmt, Handlung, Schreibstil und Figuren lassen aber noch zu wünschen übrig. Deshalb gibt es von mir wenig begeisterte 2,5 Sterne.

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