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Die Schweizer Buchhändlerin Tereza lebt in dem kleinen Touristenort Camaret-sur-Mer in der Bretagne und betreibt dort eine deutsch-englische Buchhandlung, die sie mehr schlecht als recht ernährt. In einem nahegelegenen Kloster ist ein TV-Team eingetroffen, das die Nonnen und Festlichkeiten im Dorf filmen wird. Die Oberin des Klosters bittet Tereza, auszuhelfen, eine Fischsuppe für die Crew zu kochen. Nie im Leben, sie kann gar nicht kochen! Es sei alles vorbereitet, sie müsse nicht viel machen ... Auf dem Weg dorthin findet Tereza einen Toten. Ein betagter Mann im Nachthemd liegt am Klosterstrand; ein honoriger Bürger, der die nächsten Tage als bretonischer Nationalheld eine Ehrenauszeichnung erhalten soll. Die Polizei gerufen, Aussage gemacht, weiter ins Kloster. Tereza steht in der Küche, als die Suppe angeliefert wird, sie sieht nur den Arm von dem Menschen, der sie hereinreicht, niemand sonst hat ihn gesehen. Die Szene war mir etwas zusammengeschustert. Nun muss Tereza nur noch nur die Teller füllen, die Hummerstückchen obendrauflegen. Der Ärger kommt danach: Die Fischsuppe scheint vergiftet zu sein und jeder meint, Tereza hätte sie gekocht. Jetzt mal ehrlich, wer denkt bei Fischsuppe an Gift? Lebensmittelvergiftung durch verdorbenen, falsch gelagerten Fisch, wäre doch immer der erste Gedanke. Die Nonnen und die Crew liegen flach. Die Oberin ist ganz plötzlich verschwunden, nicht erreichbar und Tereza gerät auch noch in Verdacht, etwas mit dem Tod des alten Herren zu tun zu haben. Das alles ist bald ausgeräumt. Aber nun steht die verschollene Oberin unter Verdacht, den Mann getötet zu haben. Tereza kann sich das nicht vorstellen und sie sucht nach der Nonne, will sie warnen. Die Fischsuppe war lediglich verdorben, mehr als Magengrummeln ist nicht passiert, doch der Makel bleibt als Dorftratsch an der Buchhändlerin hängen. Drum sucht sie den Mistkerl, der die Fischsuppe gekocht hat – den Arm würde sie wiedererkennen. «Na gut. Bei einer Mitarbeiterin, die für eine Packung Butterkekse und freie Bücherauswahl und einen warmen Händedruck sechs Tage á achzehn Stunden arbeitete, konnte ich nicht meckern, wenn sie sich freinahm für ein Rendezvous.» Der erste Teil der Serie hatte mir gefallen, aber leider habe ich mit diesem zweiten Band meine Probleme. Teresa hechtet in ebendiesem Krimi von A nach B, nach C usw. Bis zur Mitte, grob überschlagen, habe ich ca. 40 Personen kennengelernt. Aber das waren noch lange nicht alle. Es gibt ein paar Regeln in der Literatur – die man nicht alle einhalten muss – aber man sollte sich Gedanken machen, was passiert, wenn man sie bricht, ob man die Sache im Griff behalten kann. Die Protagonistin ist ruhelos, hektisch und unüberlegt. Erhält sie eine Information, hechtet sie gleich hinterher, um dem nachzugehen. Dabei versetzt sie Freunde, vergisst Dinge vor Ort, die sie jemandem bringen will – hupps, das habe ich dort liegengelassen (kümmert sich nicht weiter darum). Auch die Autorin lässt Stränge liegen, die der Leser gern aufgeklärt hätte. Massig Personal, viele Stränge, die den Leser durcheinanderbringen. Wer war das noch mal?, fragt man sich oft. Nicht alles ist hier logisch und Kommissar Zufall ist ein ständiger Helfer. Aber dem ist nicht genug. Während der Abwesenheit von Teresa ziehen Nonnen in ihr Haus ein, später eine Musikerin. Den Buchladen schmeißt derweil eine Freundin, die gratis arbeitet und durch Zufall das Geschäft der Saison macht, kümmert sich Kundschaft, die den Laden stürmen, um den Hund und die verstopfte Toilette. Obendrein zur Grundhandlung auch noch Hektik im Haus. Zu welchem Zweck? Jemand beschmiert ständig die Fensterscheiben des Ladens. Es gibt eine Fahrt nach Paris, eine zu anderen Orten; Tereza muss sich um das Kind einer Freundin kümmern, die sich im Ferienlager nicht wohlfühlt, dort auch noch hinfahren. Bis zur Mitte des Buchs kennt man alle Kneipen und Restaurants im Ort, den Fischladen, die Bäckerei und den Metzger, die Surfschule, das Museum, das Kloster, den Leuchtturm usw. Es werden Feste gefeiert, eine Bootsfahrt gemacht und irgendwo mittendrin, verläuft sich die Story, von der man ab einem gewissen Punkt nicht mehr weiß, warum Teresa weitersucht. Die Suppe war nicht vergiftet, der alte Mann ist am Herzinfarkt gestorben, die Nonne wird nicht mehr verdächtigt. Hier wird ein Familiengeheimnis konstruiert – aber warum will es Tereza lüften, die genug andere Dinge um die Ohren hat? Unter dem ganzen Gewusel kam für mich keine Spannung auf – ich war etwas genervt. Es gibt einfach zu viele Stränge und Personen, die der Lösung des Falls nicht dienlich sind, die Geschichte aufblähen. Der Krimi ist vollgestopft mit französischen Sätzen und Vokabeln – was völlig unlogisch ist. Ich lese viel französische Literatur, die ins Deutsche übersetzt ist, komisch, hier findet man keine französischen Sätze, und man fragt sich, was dieses ständige französische Schischi dazwischen zu suchen hat. Mich hat es genervt, da ich die Sprache nicht verstehe. Und als i-Tüpfelchen noch ein Störfaktor: eine unbekannte Züricher handgenähte Designertasche! Ich musste es googeln. Der Name kam bereits im ersten Band vor, aber nicht in der Häufigkeit. Tereza schnappt ihre XX oder wühlt in der XX – ich werde einen Teufel tun, den Namen zu nennen – der Markenname erscheint jede zweite oder dritte Seite. Unter den Danksagungen bedankt sich die Autorin auch noch für die Schöpfung der XX. Muss man das verstehen? Man nennt es platte Schleichwerbung. «Am winzigsten Haus, das ich je gesehen hatte – es war kleiner als ich –, und einem blumengeschmückten Fahrrad vorbei gelangte ich auf einen Dorfplatz ...» Kommen wir noch mal auf die Menge des Personals zurück. Tereza ist ständig in Bewegung und agiert, hüpft von einem Nebenprotagonisten zum nächsten, zu ganzen Gruppen, von einem Ort zum anderen. So kommt natürlich keine Tiefe der Charaktere zustande, die arg oberflächlich im Raum stehen. Wir erfahren, dass das Wetter dauernd in der Bretagne wechselt, dass es schöne Sonnenuntergänge gibt, die Leute dort gern feiern und essen, keine Pariser mögen. Bei dem Settinghopping bleiben auch die Örtlichkeiten nur Fragmente, die sich so der Vorstellungskraft entziehen. Der erste Band hatte diesbezüglich mehr Flair. Tereza hetzt durch die Seiten – und so gibt es keine schönen Vignetten, die sich mit der Natur beschäftigen, mit Örtlichkeiten oder mit dem Menschenschlag. Es gibt keine erwähnenswerten Sätze oder Abschnitte. Die Message ist mir am Ende nicht klar. Auch sprachlich kann gern eine Schippe nachgelegt werden. Man kann diesen Regiokrimi als Urlaubslektüre lesen, Humor ist unterlegt – nur entspannt habe ich mich nicht. Zwei oder drei Stern? Wenn ich mich nicht entscheiden kann, dann gebe ich der Fairness halber immer den oberen Wert. Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben.