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Der Anfang: «Es ist Dienstag, die Frau, die zum Putzen kommt, war da, und danach riecht es im Flur immer wie in einem Taxi, nach einem künstlichen Tannennadelduft namens Alpine Spring, dabei ist es Anfang November.» Kurzgeschichten, die von menschlichen Schicksalen handeln, unerfüllte Wünsche, Kommunikation, die aneinander vorbeiläuft, eingestellte Kommunikation, kommunikative Barbareien, Resignation und Feigheit, Sehnsucht, dem Vorbeischauen an der Wahrheit. Irische Landbevölkerung – fein beobachtet Danielle McLaughlin Menschen, beginnt ihre Erzählungen an einem Punkt im Leben eines Menschen und beendet die Geschichte mittendrin. Ein kurzer Ausschnitt – vielsagende Situationen. «Aber er sah zu, wie er immer zusah, und er war da, genau rechtzeitig, bevor der Dekanter umfiel.» Unglück droht, man ahnt es. Es braut sich etwas zusammen. Die Autorin zieht in ihren Geschichten das Wetter und Tiere hinzu, um geschickt auf das, was kommt, aufmerksam zu machen. Landschaftsbeschreibungen fließen ein, detailliert und wunderschön aber auch gnadenlos, Beschreibungen, die beim Leser etwas auslösen. Ein besorgter Ehemann, der seine Frau liebt – es aber für sich nicht eingestehen mag, dass sie an einer Psychose leidet, seine Schwierigkeit; damit umzugehen, seine unterschwellige Angst um Frau und Kind. Eine Erzählung beschreibt die Armut mit allen Gerüchen – ein Fischer, der mit seinem LKW eine Nerzfarm beliefert, er offenstehende Rechnungen unbedingt einfordern muss, hofft, dass der Züchter dieses Mal zahlt, der selbst in der Klemme sitzt. Meine Nase wurde in dieser Geschichte arg strapaziert, aber nicht nur die. Dabei passiert dies alles nur im Kopf. Arme Menschen, Menschen mit Alltagsproblemen, die zu Katastrophen ausarten können, unterdrückte Gefühle, nicht in der Lage sein, dem allem ein Ende zu machen, Mutlosigkeit. Eine Lehrerin, die mehr über die Familie weiß als die Mutter – die nämlich das, was passiert, nicht wahrhaben will, durch die rosa Brille lebt. Lebenslügen, familiäre Dramen, fein formuliert und sehr genau beobachtet, in mikroskopische Einzelteile zerlegt, neu zusammengesetzt. «Unwahrscheinlich, hätte die arme Mummy vielleicht gesagt, dass der Ansturm auf ihn sehr groß war. Er war weder der attraktivste Mann der Welt noch der redseligste. Aber immerhin war er breitschultrig und groß, und Alice gefiel, wie er errötete, wenn er mit ihr sprach. ... Einen Riegel vor ihre Vergangenheit schieben, das konnte sie nicht. Die Vergangenheit war eine offne Tür, und mehr als im Flur daran vorbeieilen war da nicht zu machen.» Alice Leben hat vor langer Zeit einen Riss bekommen, und davon erzählt sie uns in der Nacht – ein Ereignis, von dem sie sich nie ganz erholte. Kurzgeschichten, die von genauer Beobachtungsgabe von Menschen und Situationen geprägt sind. Sprachlich fein gesetzt, mit interessanten Metaphern. Erzählungen, die nachhallen. Meine Empfehlung. Danielle McLaughlin hat als Rechtsanwältin praktiziert, bevor sie mit 40 Jahren zu schreiben begann. Ihre Geschichten wurden in The New Yorker, The Irish Times, The Stinging Fly und verschiedenen Anthologien veröffentlicht, sie gewann u.a. die William Trevor/Elizabeth Bowen International Short Story Competition und den Willesden Herald International Short Story Prize. Ihr Erzählungsband «Dinosaurier auf anderen Planeten» kam 2015 auf die Shortlist der Irish Book Awards Newcomer of the Year und wurde 2019 mit einem der höchstdotierten literarischen Preise weltweit ausgezeichnet, dem Windham-Campbell Prize. Danielle McLaughlin lebt im County Cork, Irland und schreibt an ihrem ersten Roman.