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franziskaschönbach

Posted on 19.10.2017

Jeder von uns hat eine Vergangenheit. Freunde, Bekannte, die Menschen die wir Lieben. Jeder von uns hat seine Geheimnisse und Päckchen zu tragen. Und wir können nie wissen, ob wir wirklich alles über unsere Lieben wissen. Fergus, der Vater von Sabrina hatte einen Schlaganfall. Er hat fast alles aus seinem bisherigen Leben vergessen. Doch, hat er wirklich alles nur vergessen, oder für ihn schmerzhafte Erinnerungen eventuell auch als eine Art Schutzmechanismus verdrängt? Und wie gut kennt ihn seine Tochter wirklich? Als sie eines Tages eine Glasmurmel-Sammlung entdeckt, die an sein Pflegeheim gesendet wurde, wird sie stutzig. Denn davon hat er nie etwas erzählt. Doch die Sammlung ist nicht mehr vollständig – die wertvollsten Stücke fehlen. Verzweifelt versucht Sabrina herauszufinden, wer die Kisten lieferte, durch welche Hände sie vorher gingen und wo die fehlenden Murmeln sein könnten. Währen ihrer Suche findet sie zwar nicht direkt die Murmeln, dafür ein großes Geheimnis, welches Fergus seit seiner Heirat mit Gina, mittlerweile Ex-Frau gelebt hat. Fergus, der scheinbar ein Doppel-Leben führte, aber nicht im Sinn, wie wir es aus vielen Romanen kennen. Er hat keine Affäre mit einer anderen, sondern mit seinen Murmeln. Besonders der Erzählstrang zu Fergus-Kindheit hat mich begeistert. Wir erfahren, im Gegensatz zu Sabrina, wer dieser liebenswerte Mann wirklich ist. Liebenswert ist er jedoch nur, wenn man seine Hintergrundgeschichte kennt. Der andere Erzählstrang nimmt uns mit auf die Suche nach den Murmeln von Sabrina. Ein Charakter, denn ich mochte, deren Alltagssorgen nachvollziehbar sind, der aber insgesamt doch blass blieb. Da erhielten sogar die Murmeln, die natürlich auch ein wichtiges Thema in Fergus Leben sind, mehr Tiefe. Denn Ahern nimmt uns mit, auf eine Zeitreise und eine Reise durch die Welt der Murmeln, die Vielfalt, die Liebe zu Ihnen, die Schier unendlichen Variationen und Bezeichnungen. Was sehr interessant war, allerdings den Raum für die noch bessere Entfaltung der Charaktere nahm. Dennoch hat mich der Glasmurmelsammler stellenweise berührt und mich zum Schmunzeln gebracht. Eine Vater-Tochter-Geschichte. Eine die zeigt, wie wichtig es ist, zu sich und dem was man ist, zu stehen, statt sich Jahrzehntelang zu verstecken und etwas vorzugeben, dass man nicht ist. Insgesamt sehr schön und nett zu lesen, mit authentischem Schreibstil gerade was die Kindheit von Fergus betrifft. Allerdings mit einem Ende, dass mir etwas zu unrund war. Ein bisschen wie ein Luftballon, bei dem man erwartet, dass er gleich Platz und dann doch nur langsam die Luft ausweicht. Die Geschichte verspricht viel Gutes, erfüllt auch einiges, bescherte mir ein paar schöne Lesestunden, aber hätte noch mehr Potenzial gehabt.

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