nirak
Spannende Einblicke in das 10. Jahrhundert Marcus lebt in dem Kastell Arbon in Schwaben. Eigentlich scheint sein Leben in Ordnung zu sein, aber dann fallen ungarische Reiterhorden in das Herzogtum ein. Sie verwüsten das Land, morden die Menschen und wollen nur möglichst schnell möglichst viel Beute machen. Flüchtlinge treffen in dem Kastell ein und erzählen fürchterliche Dinge, auch ihnen droht der Tod, wenn sie nicht kämpfen. Anna ist eine dieser Flüchtlinge, sie kennt sich in der Gegend aus und zögert nicht, als es heißt, Hilfe zu holen. Sie macht sich mit einigen Kriegern, darunter auch Marcus, auf den Weg, um Hilfe zu holen. Sie ahnen nicht, wie ihr Leben weitergehen wird, denn Verrat ist mit im Spiel und treibt sie auf eine nervenaufreibende Flucht. Der Autor Rafael Wagner erzählt von dem Einfall der Ungarn im Jahre 926 in Schwaben. Er schildert, wie es damals gewesen sein könnte. Gleichzeitig erfährt man, wie das Leben in so einem Kastell ausgesehen hat, oder in den Klöstern dieser Zeit. Die Männer haben sich zum Kampf gerüstet und waren mehr oder weniger auf sich allein gestellt, da ihr Herzog Burchard zu dieser Zeit auf einem Italienfeldzug war. Dieser Herzog ist historisch belegt sowie auch dieser Einfall, der Ungarn stattgefunden hat. Die Geschichte rund um Marcus und Anna ist aber fiktiv. Mir hat sie gefallen, denn die Handlung hat sich so lesen lassen, als könnte diese Geschichte sich so oder so ähnlich abgespielt haben. Irgendwo wird es bestimmt so eine mutige Anna gegeben haben und auch Marcus als Krieger ist glaubwürdig. Der Autor hat seine Geschichte auf nur knappen 282 Seiten erzählt, dafür aber sehr genau und bildhaft. Die Zeit dieses Überfalls der Ungarn und wie die Menschen dieser Region sich dessen erwehrt haben, wird spannend erzählt. Die Protagonisten hätten vielleicht etwas ausführlicher dargestellt werden können, ihre Charaktere fehlt es ein wenig an Tiefe, aber auf der anderen Seite ist die Handlung wiederum so spannend, dass es sich ausgleicht. Das Zusatzmaterial finde ich auch gelungen. Gleich zu Beginn steht ein Glossar der fremden Begriffe. Es werden aber nicht nur die fremden Begriffe erläutert, sondern auch die alten Schreibweisen der Ortschaften und Flüsse. Zwei kleine Karten sorgen zudem für den geografischen Überblick und ein Nachwort zum Schluss klärt Fiktion und Wahrheit. Fazit: „Flucht durch Schwaben“ ist ein spannender, gut recherchierter historischer Roman aus dem 10. Jahrhundert in Schwaben. Er erzählt authentisch von dem Einfall der Ungarn in dieser Zeit. Mir hat dieser Bericht, den der Protagonist Marcus selbst erzählt, gut gefallen. Es war mein erstes Buch dieses Autors, aber ich werde gerne wieder zu einem Buch von Rafael Wagner greifen, ich hatte schöne Lesestunden.