celina
Meine Tante hat es mir nun zum Geburtstag geschenkt und ich bin ziemlich schnell in der Geschichte um Ove versunken. Dieser ist ein echtes Phänomen. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart und Ove ist einem zunächst einmal wirklich unsympathisch – oder zumindest ging es mir so. Sein starres Beharren auf Regeln und der unfreundliche Weg, mit dem er diese durchsetzt, sind nicht sonderlich einnehmend. Aber sobald aus Oves Vergangenheit erzählt wird, ändert sich das. Zum einen beginnt man nachzuvollziehen, warum Ove sich so verhält, wie er es nun einmal tut. Zum anderen wird eine Liebesgeschichte erzählt, die mich regelmäßig den Tränen nahe gebracht hat. Fredrik Backman gelingen in diesem Buch viele kleine Kunststücke. Dazu zählt auch, dass die Ehe von Sonja und Ove manchmal zu gut klingt, um wahr zu sein und gleichzeitig so realistisch wirkt, dass man die beiden förmlich vor sich sehen kann. Es ist keine spektakuläre Beziehung mit leidenschaftlichen Streits und nahezu unüberwindbaren Herausforderungen. Es ist im Gegenteil eine Beziehung, bei der sich die beiden Beteiligten auf eine eher ruhige Art so gut ergänzen, dass auch mehrere Jahrzehnte Ehe und einige Schicksalsschläge nichts an der Liebe und Zuneigung dem anderen gegenüber geändert haben, diese eher noch verstärkten. Zum größten Teil ist die Beziehung der beiden aus Oves Sicht erzählt und die Zärtlichkeit, die er seiner Frau entgegenbringt, ist einfach nur rührend. Dabei kann man sich oft nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Und das ist das nächste Kunststück, das Fredrik Backman geschafft hat. Er schreibt viele Sätze, die zwar zum Lachen sind, die mich aber gleichzeitig auch melancholisch gestimmt haben, zum Beispiel wenn Ove das hier über seine Frau und seine Ehe denkt: You marry. For better or for worse until death do us apart, wasn’t that what they agreed? Ove remembers quite clearly that it was. And she wasn’t supposed to be the first on to die. Wasn’t it bloody well understood that it was his death they were talking about? – S. 91 Am Ende hat Backman dann geschafft, was vorher noch kein Autor geschafft hat: mich zum Weinen zu bringen. Es gab auch vorher schon Bücher, bei denen ich Tränen in den Augen hatte. Aber hier lag ich in meinem Bett und habe wirklich geheult wie ein Schlosshund. Neben der zu Tränen rührenden Seite, ist es auch ein richtig witziges Buch mit vielen wunderbaren Charakteren. Dazu zählen insbesondere die neuen Nachbarn, die Oves Briefkasten in Mitleidenschaft ziehen und die ich manchmal gerne geknuddelt hätte. Auf ganz andere Weise ergänzen sich auch diese gut mit Ove: die Mutter kann es in ihrer Hartnäckigkeit mit ihm aufnehmen und lässt sich auch nicht von seiner abweisenden und unfreundlichen Art abschrecken. Damit steckt sie ihre Kinder an, die ihn als Opa „adoptieren“ und dadurch unwissentlich helfen, ihn aus seinem Loch zu bringen. Das Buch ist zwar nicht besonders lang, aber jeder Charakter ist schön herausgearbeitet mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Immer mit den kritischen Augen von Ove betrachtet, sind sie dennoch sehr sympathisch und realistisch. Um auf obiges Zitat zurückzukommen: Sie zeigen Ove, dass es immer noch Menschen gibt, die loyal sind und denen seine Freundschaft, seine Loyalität und sein Wohlergehen wichtig sind. Es ist sehr einfach, all diese Menschen ins Herz zu schließen, so dass es nahezu zu einer Qual wird das Buch zuzumachen und nicht mehr mit ihnen lachen und leben zu können. Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, sollte es unbedingt tun! Das Buch ist eine unschlagbare Mischung aus rührender, aber keineswegs kitschiger, Liebesgeschichte und unglaublich witzigen Anekdoten. Ob man nun vor Lachen oder Weinen Tränen in den Augen hat, ist oftmals schwer zu entscheiden und wechselt ständig während eines Kapitels. Es wird viel über den Verlust geliebter Menschen philosophiert und dennoch ist es ein sehr lebensbejahendes Buch, dass die Kleinigkeiten vor Augen führt, die das Leben lebenswert machen.