Profilbild von gachmuret

gachmuret

Posted on 23.7.2021

Sofía Segovia erzählt die Geschichte von Simonopio, der als entstelltes Baby ausgesetzt wurde, und die Geschichte der ihn aufnehmenden Gutsbesitzerfamilie Morales. Von Geburt an verbindet den Jungen ein ganz besonderes Verhältnis zu Bienen und auch wenn außer dem Sohn der Morales niemand seine Worte versteht, wird er doch verstanden. Die unruhigen Zeiten, in denen dieser Roman spielt, hinterlassen ihre Spuren und das Zusammenspiel zwischen Simonopio und der Familie Morales, durch das es gelingt, durch Revolution, Pandemie und Bürgerkrieg hindurch die Familie und ihren Besitz zu retten, ist sehr faszinierend. Unzweifelhaft dem magischen Realismus verpflichtet, entfaltet Segovia in diesem Romane eine pure Lust am Erzählen. So entsteht ein vielschichtiger, auf vielen Ebenen verflochtener Roman, der mich mit seinen Perpsektivwechseln, seiner Erzählfreude und seiner sprachlichen Tiefe berührt und begeistert hat. Gewiss war nicht jede Handlungsentwicklung überraschend, doch darum geht es hier auch nicht. Sofía Segovia lässt teilhaben am Schicksal von Menschen, die versuchen, in einer sich unkontrolliert verändernden Welt, in der feste Regeln verschwinden ohne durch neue ersetzt zu werden, einen Weg für sich zu finden. Und dabei ist der gebrandmarkte Simonopio mit seiner tiefen Naturkenntnis und -verbundenheit kein schlechter Wegweiser. Ich bin ihm gerne gefolgt. Und dieser Roman wird in mir noch lange nachklingen.

zurück nach oben