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gachmuret

Posted on 23.7.2021

Mit diesem Roman meldet sich Zeruya Shalev beeindruckend zurück. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, familiär so lose miteinander verbunden, dass es 50 Jahre und die irritierenden Worte eines Sterbenden braucht, damit die beiden überhaupt voneinander erfahren. Es ist der Tod ihres Vaters, der Atara auf die Suche nach Rachel schickt. Seiner ersten Frau, von der er bis zum Sterbebett nie sprach und deren Verbindung zueinander doch so kurz wie intensiv war, dass er in seinen letzten Momenten zu ihr sprach. Von ihrem Vater mit Rachels Namen angesprochen zu werden, erschüttert Atara so sehr, dass ihr diese Frau keine Ruhe lässt. Ihr Auftauchen in deren Leben wiederum lässt alte Wunden aufleben und erschüttert die mittlerweile 90jährige Rachel nicht weniger. Shalev verbindet das Schicksal von Familien und Generationen mit Gegenwart und Gründung Israels, mit biblischen Geschichten, persönliche Dramen und Alltagserfahrungen. Der dabei entstehende engverwobene Teppich lässt erahnen, dass wir alle eingebettet sind in Geschichte und Geschichten, in Tradiertes, Neues, Gesagtes und Ungesagtes. Das zu erzählen kann Shalev wie kaum eine zweite. Nachdem mir ihre letzten Romane nicht mehr so sehr gefallen hatten, hat sie mich mit diesem Roman aber voll erwischt. Ein beeindruckender, mitreißender und weiser Roman, der mich noch lange beschäftigen wird (und meiner Bücherliste Werke zur israelischen Geschichte hinzufügte).

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