gachmuret
Chemnitz. Das ist doch diese abgehängte Stadt der Abgehängten im Land der Abgehängten, wo alle komisch reden und Nazis sind. Stadt mit 3 O. Hahaha. Soweit das Image. Paula Irmscher erzählt eine andere Geschichte. Nicht, dass Chemnitz urplötzlich zum Sehnsuchtsort wird, aber da scheinen andere Facetten auf. Irmscher erzählt von jungen Menschen, die aus den verschiedensten Gründen in der sächsischen Provinz zusammenfinden. Von WGs, die zu Schicksalsgemeinschaften werden, von der Angst vor allgegenwärtigen Nazis, von den Anforderungen eines unpersönlichen Bildungssystems - von scheinbar Gestrandeten, die sich nicht der Hoffnungslosigkeit ergeben, sondern nach Freiräumen und Aktionsräumen in einer metaphorisch, physisch und psychisch beengten und beengenden Welt. Von Liebe, vom Erwachsenwerden, von sexistischen Zumutungen ebenso wie von der befreienden Wirkung von Musik. Die Geschichte der Band "Superbusen" und ihrer Protagonist:innen ist eine Feier der Selbstbefreiung und Selbstermächtigung und in ihrer pointierten Erzählweise ein unglaublicher Lesespaß. Vielen Dank dafür, es war mir eine Freude.