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dajobama

Posted on 19.7.2021

Vertraute Welt – Hwang Sok-yong Glupschaug und Glatzfleck, das sind zwei Jugendliche, noch fast Kinder, die in einer Kolonie der Ausgestoßenen inmitten einer riesigen Müllhalde in der Nähe der südkoreanischen Großstadt Seoul, leben und arbeiten. Es ist eine harte und gefährliche Arbeit und es stinkt bestialisch. Die Menschen leben zu Tausenden in einfachsten, selbstgebauten Hütten und atmen Tag für Tag giftige Dämpfe ein. Von allen Menschen außerhalb dieser Müllhalde werden sie gemieden, was vor allem am Gestank liegt, der ihnen hartnäckig anhaftet. Unvorstellbare, schockierende Lebensumstände, insbesondere für Jugendliche, sind es, die in diesem Roman sehr schonungslos skizziert werden. Abstoßende Müllberge und unglaublicher Gestank bestimmen die Atmosphäre dieser Geschichte. Es sind eindrückliche Bilder, die hier übermittelt werden. Ja, natürlich handelt es sich hierbei um eine anklagende Sozialkritik und Kritik an unserer modernen Wegwerfgesellschaft. Der eklatante Unterschied zwischen zumindest einigen wohlhabenden Seouler Bürgern und den Bewohnern der Müllhalde macht betroffen. Insbesondere auch, die Unschuld und Arglosigkeit der Kinder, mit der sie in die allerunterste Gesellschaftsschicht rutschen. Es ist gut gemacht und regt zum Nachdenken an. Darüber, wohin all unser Müll eigentlich geht und wie gedankenlos wir heutzutage, Dinge und auch Lebensmittel entsorgen. Über Südkorea hab ich wohl noch kaum ein Buch gelesen. Hier ist mir aufgefallen, dass sehr viel erzählt wird, im Vergleich zu nicht sooo vielen Dialogen. Mehr tell statt show. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt. Denn diese Erzähllastigkeit der Geschichte führt doch dazu, dass selbst auf gerade mal knapp über 200 Seiten ein paar kleinere Längen entstehen und die ein oder andere Stelle etwas holperig erscheint. Das mag durchaus auch an der Übersetzung liegen. Trotzdem, eine tolle Geschichte mit einer wichtigen Botschaft, die wohl überall auf der Welt gültig ist. Tatsächlich habe ich bei meinen Recherchen im Internet entsprechende Fotos von Menschen in Afrika, Asien, Südamerika auf Müllhalden gefunden. Offensichtlich ein globales Problem, das mir bisher nicht so richtig bewusst war. Von daher ein wichtiges Buch! 4 Sterne

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