nina 🌸
Eine schöner Fantasyroman für Jugendliche mit Entwicklungspotenzialen. Zur Geschichte: Dieses Buch ist definitiv eher für jüngere Leser:innen (ca. 12 bis 14 Jahre, aber das ist natürlich immer individuell abzuwägen) gedacht, was mir im Voraus auch klar war, aber ich hätte nicht gedacht, dass es mich so sehr beeinträchtigen würde... Das Ganze ist sehr einfach gehalten, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Die Charaktere sind relativ einfach gestrickt, die Handlung hat nur wenig Tiefgang und beinhaltet einige Klischees. Das alles mag sehr negativ und kritisch klingen, aber so meine ich das gar nicht, es war nur einfach nicht mein Buch bzw. war ich der Geschichte wohl schon etwas zu sehr entwachsen. Die Grundidee hat mir unheimlich gut gefallen, da mich das Meer und alle Wesen, die (eventuell) in ihm leben schon immer sehr fasziniert haben. Anna Fleck erfindet das Rad zwar nicht neu, bindet aber durchaus einige kreative Elemente und neue, eigene Ideen mit ein. Insgesamt erschien mir das Worldbuilding aber dennoch etwas unausgereift und lückenhaft. In meinen Kopf bildeten sich während des Lesens viele Fragen und die Unklarheiten häuften sich immer mehr. Ich hätte mir mehr Details und Informationen gewünscht. Die fantastische Welt hätte meines Ermessens noch besser und intensiver ausgearbeitet werden können, aber vielleicht passiert das ja auch noch in den beiden Folgebänden. Ich hoffe es sehr, denn diese Geschichte hat definitiv viel Potenzial. Die Geschichte wechselt zwischen spannenden Momenten zum Mitfiebern und eher langatmigen Passagen, die mich nur wenig fesseln konnten. Einiges war vorhersehbar, aber Überraschungsmomente gab es trotzdem. Insgesamt würde ich die Geschichte als durchwachsen bezeichnen, aber sie bot trotzdem eine interessante Handlung, Action und vor allem eine tolle Atmosphäre, die mich in ihren Bann ziehen und verzaubern konnte. Außerdem ist die beschriebene Kulisse ein Traum! Für meinen Geschmack war die Umsetzung allerdings etwas zu theatralisch. In gewissem Sinne passt das zwar zur Zielgruppe und womöglich hätte es mich als Teenagerin auch gar nicht gestört, aber jetzt fand ich die Dramatik dieser Geschichte doch etwas übertrieben, gerade da auch nicht wirklich Emotionen bei mir ankamen. Bei viel Drama brauche ich starke und alles verzehrende Emotionen und diese habe ich hier leider nicht bekommen. Ich habe nur bedingt mit den Protagonist:innen mitgefühlt und war mehr Beobachterin als ein aktiver Bestandteil der Geschichte. Die Liebesgeschichte konnte mich bisher leider ebenfalls nicht abholen, da es mir dafür zu sehr an Emotionen, Romantik, Leidenschaft und Intensität fehlte. Ich konnte die Liebe zwischen Ella und Aris einfach nicht fühlen. Die Liebesgeschichte entwickelte sich sehr schnell, weswegen sie in meinen Augen extra nachvollziehbar bzw. nachempfindbar hätte aufbereitet werden müssen und das ist hier leider nicht passiert. Sie ließ mich regelrecht kalt. Das Ende ist an sich emotional, hat mich aber leider nicht annähernd so sehr ergriffen wie es das hätte tun sollen, was sicherlich vorwiegend an der fehlenden Nähe zwischen den Charakteren und mir lag. Allerdings machen mich die offenen Fragen trotz all meiner Kritikpunkte neugierig auf die Fortsetzung. Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, dass in diesem Buch eine ernste Thematik angeschnitten wird, mit deren Umsetzung ich leider alles andere als zufrieden bin. Das ist jetzt wohlgemerkt ein sehr subjektiver Leseeindruck, aber für mich setzte das beschriebene Szenario das Leid realer Betroffener (unbewusst/ unabsichtlich) herab und das geht natürlich überhaupt nicht! Am besten hätte man sich diesen Handlungsstrang in meinen Augen einfach gespart, da er für den weiteren Verlauf der Geschichte ohnehin nicht mehr relevant zu sein scheint, zumindest bisher, und der Geschichte keinen Gefallen tut. Des Weiteren finde ich die daraus resultierende Message gerade für jüngere Leser:innen nicht optimal. Stellenweise hat mich das Buch aber trotzdem gut unterhalten und gefesselt, weswegen ich es sehr eingeschränkt (!) auch empfehlen kann. Es ist eine leichte Lektüre mit humorvollen Momenten und Urlaubsflair, die Fernweh schafft und Abenteuerlust weckt. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Ella's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Leider konnte ich mich trotz der Ich-Perspektive nicht gut in die Protagonistin einfühlen und hineinversetzen. Ella ist mutig und selbstlos, aber auch noch ziemlich kindlich und unbedacht. Zudem hat sie eine mehr als nervige innere Stimme, mit der sie intensive Gespräche (!) führt. Viele Rezensent:innen fanden das offensichtlich albern, ich finde es fast schon eher gruselig und habe mich mehr als nur einmal gefragt, ob Ella vielleicht nicht doch eine zweigeteilte Persönlichkeit hat und das der eigentliche Plot Twist der Geschichte sein würde. Ich glaube, das hätte ich sogar wesentlich interessanter gefunden und auch lieber gelesen als die eigentliche Handlung des Buches. Die Charaktere sind allesamt recht flach und klischeehaft, ja fast schon einfältig und inhaltslos. Sie sind teilweise zwar liebenswert, haben aber leider trotzdem kaum Tiefe und Persönlichkeit. Sie sind wie farblose Statisten in ihrer eigenen Geschichte und so sehr ich mich auch bemüht habe: Ich konnte keine Nähe zu ihnen und ihren Gefühlen aufbauen. Die Naivität und Unbedarftheit der Charaktere mag für die Zielgruppe des Buches zwar wieder passend und ansprechend sein, aber für mich ist sie in erster Linie unauthentisch, da das Verhalten der Charaktere hier nicht ihrem angegebenen Alter enspricht. Mit 17/ 18 Jahren sollten sie in meinen Augen doch schon etwas reifer und reflektierter sein. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat einen leichten, unkomplizierten Schreibstil, der jugendlich-modern und gut verständlich ist, für meinen Geschmack aber fast schon etwas zu einfach gehalten war. Zudem war er nicht ganz so einnehmend, erfrischend und gefühlvoll wie erhofft, aber dafür war er schön bildhaft und atmosphärisch. Ich konnte die salzige Meeresluft beim Lesen förmlich riechen, Wasser und Sand auf meiner Haut spüren. Weitere Anmerkungen: Das Cover ist traumhaft schön und war tatsächlich auch ausschlaggebend für meinen Buchkauf - ich bin und bleibe eben ein Coveropfer! Es ist detailverliebt gestaltet, thematisch passend und durch seine schimmernde Prägung mehr als edel und hochwertig. Fazit: Mir fällt es sichtlich schwer, dieses Buch zu bewerten, da ich nur zu gerne wüsste, wie ich es vor 10 Jahren beim Lesen empfunden hätte, aber man kann die Zeit nun einmal nicht zurückdrehen und im Hier und Jetzt war es einfach nicht mein Buch. Die Grundidee hat mir gut gefallen, war in meinen Augen aber nicht optimal umgesetzt, da es an Details, Spannung und Emotionen fehlte. Die Charaktere blieben mir zu blass und kindlich. Zudem hatte ich so meine Probleme mit der Protagonistin und ihrer inneren Stimme... Der Schreibstil ist recht einfach, aber trotzdem schön und lässt sich angenehm flüssig lesen. Da die Geschichte aber durchaus Potenzial hat, gebe ich der Reihe mit dem zweiten Band eventuell trotz all meiner Kritikpunkte noch eine weitere Chance. 2,5/ 5 Sterne ⭐️