Profilbild von stricki

stricki

Posted on 19.7.2021

Sex, Sex, Sex Der Mann, der nicht erwachsen werden will und sich vor dem Anspruch der Frau auf Haus und Kind in zahlreiche Affairen flüchtet, ist eine klassische Geschichte. Hier wird sie umgekehrt. Zwar ist die Frau klassischerweise 10 Jahre jünger als ihr langjähriger Partner, aber er ist die treibende Kraft was Nestbau und Familienplanung betrifft.Womit er sie in helle Panik versetzt, nicht hell genug, dass sie sich offen mit ihm auseinandersetzen würde, aber schlimm genug, als dass sie plötzlich 10 Jahre Beziehung in Frage stellt. Alledings: Wo soll denn da auch ein Kind Platz haben? Im Leben der namenlosen Protagonistin dreht sich alles um Sex, mit dem Partner, mit ihrer festen Affaire, selber verheiratet, mit wahllosen Clubbekanntschaften. Ein überaus erotisches Buch, eindeutig aus Sicht einer Frau, ist doch die Autorin im gleichen Alter wie ihre Protagonistin. Und sie behandelt wichtige Themen. Die selbstbestimmte, aktive Sexualität der Protagonistin ist ein positiver Aspekt, allerdings finde ich die Umsetzung nicht gelungen. Sie hangelt sich quasi von einem Akt zum anderen, da ist kaum noch Platz für anderes, das finde ich unrealistisch. Das schadet auch der Geschichte. Aus heiterem Himmel gesteht der bis dato so treu wirkende Partner einen Seitensprung, woraufhin sie mit Trennungsabsichten fluchtartig die Wohnung verlässt, aus Mangel an Alternativen ihre Koffer in die Affairenwohnung schleppt, sich dann aber zur kompletten Flucht außer Landes entschließt. Sie landet in einem nicht näher benannten Land am Meer, wo sie weitermacht wie bisher. Vögeln, vögeln, vögeln, Männlein, Weiblein, egal. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob sie schwanger sein könnte, was das rationale Denken unserer triebgesteuerten Hauptperson nun so gar nicht in Gang setzt. Kurz sah es danach aus, aber Schuster bleibt bei seinen Leisten und macht, was er, bzw, hier ja sie, am besten kann. Im Meer rumflimmern und weiter vögeln. Im letzten Drittel habe ich eher quer gelesen, als klar war, mehr Tiefgang wird es nicht mehr. Das ist schade, weil die Idee einer Frau, die ihre aktive Sexualität über die von ihr erwartete Mutterschaft stellt, viel hergegeben hätte. Der Anspruch des Umfelds an Frauen um die 30, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen (sollen). Genau wie sich manche Männer verweigern, verweigern sich auch Frauen. Sollen sie auch, jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden, wie er leben möchte. Aber insofern er sich in enger Beziehung mit anderen Menschen befindet, ist eine aktive Auseinandersetzung von Nöten, wenn die Interessen auseinander klaffen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Hauptfigur hier mehr Eier in der Hose gehabt hätte, und sich für ihre Bedürfnisse eingesetzt hätte! Ihre fast unerträgliche Passivität und Sprachlosigkeit tut der Figur meiner Meinung nach gar nicht gut und kehrt das Ganze fast schon um.

zurück nach oben