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Wordworld

Posted on 19.7.2021

Handlung: Sofia (von Sofias kleine Bücherwelt) und ich haben schon vor unserem Buddyread festgehalten, dass wir beide eigentlich kein so großer Fan von Anthologien sind, da man dort so schnell wieder aus einer Situation gerissen und in einen anderen Kontext geworfen wird, sobald man sich eingefunden hat. In "Blackout" gibt es jedoch nicht nur durch die Gesamtsituation des Stromausfalls inmitten des hochsommerlichen New Yorks einen klaren roten Faden, die einzelnen Kurzgeschichten stehen auch durch minimale Überschneidungen, Begegnungen, Bekanntschaft oder Verwandtschaft zwischen den einzelnen Figuren in Verbindung, sodass der Lesefluss beinahe dem einer zusammenhängenden Geschichte gleicht. Dazu trägt auch bei, dass alle der sechs Geschichten auf einen gemeinsamen Endpunkt zusteuern: das Zusammentreffen auf einer Blockparty. Man kann die einzelnen Geschichten also ohne Probleme verteilt lesen, das Format lädt aber definitiv zum Binge-Reading ein. Damit erinnerte mich "Blackout" vom Konzept her an die romantische Komödie "Tatsächlich... Liebe" - nur ohne weihnachtlichen Bezug und eben in Buchform, aber mindestens genauso erfrischend, herzerwärmend und liebeswert erzählt! Schreibstil: Wunderschön ist auch, dass jede der sechs Autorinnen (von denen ich einige schon aus anderen Romanen kannte) hier spürbar ihren eigenen Stil miteinfließen lässt. So sind die sechs kurzen Teile der Anthologie trotz des gemeinsamen Schwerpunkts auf verschiedenen Formen der Liebe und des erarbeiteten roten Fadens, sehr individuell und alle auf ihre Weise besonders. Wie bei fast allen Büchern dieses Formats gab es natürlich auch hier Geschichten, die mir besser und andere, die mir weniger gut gefielen (bei "Der lange Weg" hat mich die Aufteilung gestört und die Auflösung am Ende war nicht so ganz zufriedenstellend und meine Lieblingsgeschichte ist "Ohne Maske"), sie sind jedoch alle ohne Ausnahme wahnsinnig süß und raffiniert erzählt und halten die ein oder andere süße Message bereit, ohne dass dies gekünstelt oder aufdringlich wirken würde. Figuren: Das coolste an "Blackout" ist jedoch, dass hier eine Gruppe von Figuren im Vordergrund steht, die sonst in der Buchwelt viel zu kurz kommen: junge Protagonists of Color. Neben verschiedenen Herkünften und Schattierungen der Hautfarben treten auch eine Menge queere Figuren auf, was diesen Roman zu einem tollen Paradebeispiel für Diversität macht. Queer Love, Friends-to-Lovers, Love-at-first-sight, Ex-Friend-to-Lovers, Liebesdreieck - die sechs Autorinnen feiern hier alle möglichen Facetten der Liebe, sodass hier für alle was dabei ist. Das Zitat: "Vielleicht passiert heute Nacht ja auch noch irgendetwas Gutes. Die Art von Magie, die nur im Dunkeln entstehen kann." Das Urteil: Eine erfrischend, herzerwärmend und liebeswert erzählte Anthologie, die alle möglichen Facetten der Liebe feiert und einer in der Buchwelt viel zu kurz kommenden Gruppe eine Stimme verleiht: jungen Protagonists of Color. Großes Lob für Idee, Konzept und Umsetzung!

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