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thrillerleser

Posted on 19.7.2021

1893 tritt Leopold von Herzfeldt seine neue Stelle bei der Wiener Polizeidirektion an, nachdem er in Graz bestens ausgebildet wurde. Er muss sich behaupten und seine Fähigkeiten beweisen, denn noch vor Dienstbeginn wird am Prater eine junge Frau ermordet aufgefunden. Doch Leo macht sich bei seinen neuen Arbeitskollegen nicht beliebt und wird mit einem Routinefall beschäftigt. Auf dem Wiener Zentralfriedhof lernt er den Totengräber Augustin Rothmayer kennen, der einen Bestatteten entdeckt hat, der wohl lebendig begraben wurde. Als weitere junge Frauen ermordet werden, holt sich Herzfeldt Rat beim schrulligen Totengräber, denn er weiss mehr über den Zustand der Leichen, nach ihrem Ableben, als jeder Mediziner. Die Geschichte handelt um 1893 und fällt somit unter das Genre „historische Romane“. Beeindruckend wie treffsicher der Autor, der ja bekannt ist für seine Werke in diesem Genre, zeitgemässe Details eingeflochten hat. Dabei reden wir nicht von geschichtlichen Eckpunkten oder Ereignissen, sondern zum Beispiel von Details in einer damaligen Mordermittlung. Nicht nur, dass bei der Untersuchung des Tatortes mit Messband Abläufe gemessen werden, der Tatort wird auch mit einer Laterne beleuchtet. Auch alltägliche Details, wie zum Beispiel die damals modernen Hochräder, die langsam aber sicher von den damals futuristisch anmuteten Sicherheitsniederrädern abgelöst werden, machen diese Geschichte authentisch. Herzfeldt hat aus Graz moderne Werkzeuge für die Ermittlungen im Gepäck. Etwas, was nicht wenige seiner Kollegen belächeln oder bestaunen. Sehr gut drückt immer wieder der wienerische Charme durch. Das beinhaltet auch ab und zu Sätze in Dialekt, die ich sehr konzentriert lesen musste, um sie erfassen zu können. So wird zum Beispiel die Polizei oft Kieberer genannt. Regelmässig sind Auszüge aus Augustin Rothmayers Almanach für Totengräber eingeflochten. Ein Buch, das Details zu den Körpern nach ihrem Tod, aber auch Erkenntnisse über Todesursachen oder Todesmerkmale beschreibt. Sehr faszinierend, wenn auch oft etwas morbide anmutend. Oft enthalten sie aber auch philosophische Gedanken über das Sterben und den Tod. Die Ermittlungen sind oft unterbrochen von Machtkämpfen im Ermittlerteam und der Liebesgeschichte zwischen Herzfeldt und einer Mitarbeiterin bei der Polizei. Oft empfand ich die Machtkämpfe und die Rechthaberei zwischen den Ermittlern als zäh und pubertär. Meiner Meinung nach wäre da weniger mehr gewesen. Der Fall, der sehr schnell auf einen Serientäter hinweist, erweist sich nicht nur als spannend, sondern auch als abscheulich. Nun soll also „Das Buch des Totengräbers“ der Auftakt zu einer neuen Serie sein. Ein gelungener Auftakt, wie ich hier bemerken darf.

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