Profilbild von Fina

Fina

Posted on 18.7.2021

Gestaltung: Die Aufmachung der Bücher aus diesem Verlag ist äußerst hochwertig und oft mit vielen liebevollen Details versehen. Die meisten Bücher erscheinen im Hardcover und sind innen wie außen besonders gestaltet. Hier haben wir sehr hübsche Zeichnungen der Schwestern auf dem Cover, im Inneren verstecken sich kleine Zeichnungen an den Kapitelanfängen und eine tolle Gestaltung in den Deckeln. Optisch passt das Buch zudem sehr gut zu meinem anderen Polly Horvath Buch, "Super reich", die beiden Schätze teilen sich nun ein Regalbrett. Darum geht's: Die vier McCready Schwestern haben schon beinahe die ganze Welt gesehen, da sie mit ihren Eltern ständig umgezogen sind. Zuletzt haben sie in Borneo gelebt. Doch auf sich alleine gestellt waren sie noch nie. Als ihre Eltern bei einer Reise in Thailand bei einem Tsunami Unglück ums Leben kommen, müssen die Schwestern zu einer unbekannten Großtante nach Kanada ziehen. Dort angekommen gibt es die ein oder andere Überraschung und die vier Mädchen müssen einen kompletten Neustart wagen... Idee/Umsetzung: Die Geschichte hat mich in erster Linie angesprochen, weil ich letztes Jahr von "Super reich" so begeistert war und die Autorin ein Händchen für besondere und etwas skurrile Geschichten zu haben scheint. So habe ich mir von "Marthas Boot" eine emotionale Geschichte mit Witz und dem besonderen Etwas erhofft. Die Idee hinter dem Buch ist eine berührende Familiengeschichte. Vier ganz unterschiedliche Schwestern brechen zusammen nach Kanada auf, nachdem ihre Eltern verstorben sind. Dabei sind die Mädchen noch sehr jung - die älteste Schwester Fiona ist vierzehn, die anderen zwölf, zehn und acht Jahre alt. Ich habe mir seit Monaten den Klappentext nicht mehr angesehen, sodass ich mich direkt in die Geschichte hineinfallen lassen konnte. Deswegen hat mich auf den ersten 50 Seiten auch etwas sehr überraschen können, was allerdings auf dem Buchrücken bereits verraten wird. Wenn ihr diesen noch nicht gelesen habt, lasst es einfach sein, dann werdet ihr vielleicht auch von der Wendung überrascht. Ich war schon zu Anfang sofort in der Geschichte drin und habe die Mädchen direkt lieben gelernt. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, unkomplizierten Schreibstil, durch den ich auch die verschiedenen Landschaften direkt vor Augen hatte und die kleine Farm, auf die die Schwestern in Kanada ziehen. Direkt neben einem Nadelwald gelegen und mit Bären in der Gegend konnte ich mich wirklich total auf die Atmosphäre der Geschichte einlassen. Der Fokus dieses Buches liegt auf jeden Fall auf den Figuren. Wir erfahren sehr viel aus der Sicht von Fiona. Da sie die Älteste ist, bleibt an ihr das meiste hängen, von Einkäufen, auf ihre Geschwister aufzupassen, bis hin zu rechtlichen Angelegenheiten, die ihre Eltern nicht mehr für sie klären konnten. Ich konnte mich persönlich am besten in Fiona hineinversetzen, da auch ich eine ältere Schwester bin und mich ebenfalls in dieser Rolle wiedergefunden habe. Oft tat sie mir sehr leid, da so viel Verantwortung auf ihren Schultern lastet und sie für ihre Geschwister und auch aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten oft zurücksteckt. Die anderen Schwestern sind aber ebenfalls alle unfassbar plastisch beschrieben, voller Leben und mit besonderen Eigenheiten. Trotz der eher traurigen Grundstimmung und den harten Schicksalsschlägen der Mädchen verlieren sie ihren frechen Ton nicht, ihr gegenseitiges Vertrauen ineinander und haben mich mit ihren Sprüchen auch manchmal zum Schmunzeln gebracht. Ebenfalls eine große Rolle spielt der griesgrämige Nachbar Al, der die Mädchen nur widerwillig Willkommen heißt, und im Laufe des Buches doch einige positive Züge offenbart. Obwohl in der Handlung gar nicht so viel passiert, ist mir die Geschichte nie langweilig geworden. Ich habe es einfach genossen, mit den Mädchen ihr neues Leben zu erkunden, Marlin beim Kochen zuzusehen oder mit Charlie auf die Suche nach Billy Bär zu gehen. In der Beschreibung steht etwas von einer "warmherzigen" Geschichte, und genau so würde ich das Buch auch beschreiben. Es ist manchmal äußerst emotional und von der Grundstimmung her eher traurig, aber die Mädchen kommen so wunderbar mit der Situation zurecht, dass mir beim Lesen wirklich das Herz aufgegangen ist und es einfach ein bisschen wie Heimkommen war. Das wurde auch durch das Ende noch mal unterstrichen, das äußerst versöhnlich war und mich mit einem seligen Lächeln zurückließ. Auf einen Blick: Polly Horvath hat mich mit "Marthas Boot" wieder total begeistern können. Was als eher traurige Geschichte beginnt, wird schnell zu einem herzlichen Wohlfühlbuch über Zusammenhalt, Geschwisterliebe, Freundschaft und Hoffnung. Ich kann das Buch jung und alt sehr ans Herz legen und vermisse die McCready Schwestern jetzt schon.

zurück nach oben