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eliza und james

Posted on 18.7.2021

Wer schon immer mehr über Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sisi, wissen wollte der sollte zu dem zweiten Band der Kaffeehaus-Saga von Marie Lacrosse greifen. Das Cover knüpft sehr gut an den ersten Teil der Saga an, nur das die junge Frau nun nicht mehr in blau gekleidet ist. Sie zeigt sich in einem zarten Rosa und hat eine andere Haltung als im ersten Band. Der Klappentext ist sehr unvorteilhaft gestaltet. Ich mag es überhaupt nicht, wenn der Klappentext so immens viel verrät, wie in diesem Fall, denn dass Sophie ins Kaffeehaus flüchtet passiert erst auf den letzten 100 Seiten des Buches. Sie nehmen uns Lesern sehr viel Spannung, dies muss nicht sein. Die Autorin schafft es auf ihre unnachahmliche Weise das Leben der Kaiserin Sisi in den Mittelpunkt zu stellen. Der Sumpf aus Intrigen, falschen Spielen und Machenschaft wird detailliert gezeichnet. Der Glanz, welcher das Hause Habsburg nach außen repräsentiert, sucht man im inneren vergeblich, hier herrschen Doppelzüngigkeit und Doppelmoral. Hier merkt man die exakte und genaue Recherche der Autorin, denn alle Ereignisse haben sich laut Nachwort so zugetragen und wurden zeitlich und örtlich aus dramaturgischen Gründen angepasst. Als weitere Themen sind die Arbeiterbewegung und der Zustand der Armee zu nennen. Die Passagen über die Arbeiterbewegung bescheren dem Leser ein Wiedersehen mit Irene Gerban, die viele aus der Weingut-Trilogie kennen werden. Sophie öffnet uns Lesern somit die Tür zu den Gemächern der Kaiserin, während Richard uns mit in die Armee nimmt und dort Missstände aufdeckt. Der Schreibstil der Autorin ist fantastisch, die überaus präzise und sehr gut gewählte Wortwahl machen das Buch zu einem Erlebnis. Die Beschreibungen sind treffend und emphatisch zugleich. Besonders gefreut hat mich die Weiterentwicklung von Sophie, die vor allen Dingen charakterlich stärker wird. Zudem ist die Verwebung von fiktiven und historischen Ereignissen wieder hervorragend. Vieles hätte sich genauso abspielen können und dies macht für mich einen guten historischen Roman aus. Der Roman wird stringent erzählt und es sind einige kleine Zeitsprünge zu verzeichnen. Insgesamt spielt der Roman über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren. Meist wird der Roman aus den Blickwinkeln von Sophie und Richard erzählt. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Sophie und ihrer Familie weitergeht, denn hier bahnen sich einige Veränderungen an. Aber auch Richards Werdegang scheint noch einiges an Potential für eine überraschende Wendung zu haben. Die Spannung des Romans zieht sich vor allen Dingen aus dem Werdegang Sophies, welche wir an den Hof von Kaiserin Sisi begleiten. Mit ihr und der Kaiserin erleben wir viele Ausflüge und schauen so hinter die Maske von Sisi. Denn die wahre Kaiserin von Österreich hat nichts mit der Sissi (gespielt von Romy Schneider) aus den Sissi-Filmen gemein. Vor jedem Abschnitt findet sich sowohl eine Orts- als auch Zeitangaben, welche eine sehr gute Orientierung ermöglicht. Eine Karte von Österreich-Ungarn und von Wiens näherer Umgebung, sowie ein Personenverzeichnis, ein Glossar, sowie ein Literaturverzeichnis und ein ausführliches Nachwort runden den Roman ab. Ich kann diesen Roman nur allen empfehlen, die sich gerne ein wenig genauer mit der Geschichte der Kaiserin Sisi auseinandersetzen wollen und dabei vor dicken Büchern nicht zurückschrecken. Eine insgesamt gelungene Fortsetzung, die die Vorfreude auf Band 3 (erscheint am 11.10.2021) noch zu erhöhen weiß.

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