Susanne Matiaschek
Auf das “Jahr der Hexen” war ich schon seit der Vorschau unglaublich gespannt. Das Cover ist nicht nur sehr schön gewählt, sondern passt auch perfekt zur Story. Fakt ist: Ich habe dieses Buch in weniger als einem Tag gelesen und bin schier total begeistert. Den Schreibstil der Autorin empfand ich als unsagbar einnehmend und mitreißend. Allein die ersten Seiten haben mir schon unglaublich gut gefallen und so die ein oder andere Gänsehaut verursacht. Dazu passt die beklemmende und düstere Atmosphäre mehr als perfekt. Diese Story wartet vor allem mit einer herausragenden und unglaublich starken Protagonistin auf, was ich ihr um ehrlich zu sein, nicht in der Form zugetraut hätte. Immanuelle ist verletzlich, einsam und vor allem ist sie eins – ein Außenseiter. Sie ist mit einer sehr schweren Bürde belegt, was dem Leser nach und nach offenbart wird. Schon auf den ersten Seiten merkt man,wie schwer sie es hat und das sie alles tut, um nicht noch mehr anzuecken und aufzufallen. Sie geht den Weg, der ihr am wichtigsten erscheint. Aber er könnte sie alles kosten. Mehr, als sie sich jemals ausmalen könnte. Ich mochte sie einfach unsagbar gern. Weil sie sich nicht einschüchtern und brechen lässt. Weil sie sowohl das Gute, als auch das Schlechte sieht und nach bestem Gewissen handelt. Weil sie zeigt, dass anders sein, kein Makel sein muss. Das jeder im Grunde ein Außenseiter ist, bis er sich etwas oder jemanden anschließt. Immanuelle ist so eine starke und mutige Protagonistin, dass mir immer wieder das Herz geblutet hat. So viel Unschuld, die niedergetrampelt und verurteilt wird. Und daneben habe ich Ezra, Leah und Abram so unglaublich gern gemocht. Sie sind mir so sehr ans Herz gewachsen und ich habe so unglaublich gelitten. Mehr als man für möglich halten würde. Diese Entwicklung. Wow. Ich war gefangen, am Abgrund, in Trauer aufgelöst und gleichzeitig so unsagbar stolz auf sie und fasziniert. Alle Charaktere brillieren auf ihre eigene Art und Weise. Authentisch, lebendig, greifbar und mit so vielen Facetten erfüllt. Ich habe diese Story teils gelesen und teils gehört. Fanny Bechert ist eine wirklich tolle Sprecherin, die die Details sehr eindringlich hervorbringt. Aber beim Lesen entfaltet sich alles nochmal völlig anders. Wird bedrohlicher und intensiver. Ich fand es etwas schade, dass nicht erwähnt wird, zu welcher Zeit es spielt. Aber der Geschichte nach zu urteilen, muss es eine längst vergangene Zeit sein. Da Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Aber die Details dessen sind unglaublich faszinierend und atmosphärisch. Wodurch sich das Ganze nochmal in eine völlig neue Dimension erhebt. Anfangs mutet alles noch sehr unschuldig, locker und leicht an. Aber je mehr man voranschreitet, umso beklemmender, verstörender und nervenaufreibender wird das Ganze. Die Komplexität ist definitiv da, aber nicht so extrem, dass man nicht mitkommen würde. Dabei wird sich auf verschiedene Aspekte fokussiert. Einerseits der bedrohliche und düstere Wald, der seine ganz eigene Faszination inne hat. Die Gerüchte um Immanuelles Ursprung und natürlich die Hexen. Besonders letzteres liebe ich sehr und es wird hervorragend thematisiert. Zudem geht es auch um Unterdrückung, Missbrauch, Macht und Gier. Frauen sind nichts wert und das bekommt man mehr zu spüren, als einem lieb ist. Es grenzt an Wahn, Obsession und Hörigkeit was hier abgeht. Wut brodelte in mir und kämpfte gleichzeitig mit dem Unverständnis in mir. Doch man muss sich auch in die puritanische Zeit hineinversetzen. Selbst ohne die Dark Fantasy Elemente ist es in meinen Augen ein absoluter Pageturner. Aber mit den dunklen Mächten steigt es nochmal ein Level höher. Durch die zwischenmenschlichen Aspekte ist auch die Menschlichkeit dahinter unglaublich gut greifbar. Vertrauen, Loyalität sind nicht gänzlich verloren und zeigen einfach, wie wichtig sie sind. Und das hat mir in mehr als einer Hinsicht die Tränen in die Augen getrieben und mit so viel erfüllt. Dennoch es ist brutal und barbarisch und das in mehr als einer Hinsicht. Ich bin absolut hin und weg von diesem Facettenreichtum und wie sehr sich die Story wandelt und weiterentwickelt. Man könnte fast meinen, sie dreht sich einmal um die eigene Achse. Hintergründe werden offenbart und diese machen so viel nachvollziehbarer. Und dazwischen die zarten Emotionen, die alles so viel schöner und bewegender machen. Aber das Ende war Adrenalin und Emotionen pur. Ich bin fast in den Abgrund gefallen, so zerstörerisch und bewegend war es für mich. Dadurch dass man Immanuelles Perspektive erfährt, kämpft und leidet man an ihrer Seite besonders mit. Für mich kein Thriller in dem Sinne, wie man es kennt. Aber verdammt erschütternd, abgründig und bewegend. Definitiv ein Highlight. Fazit: Alexis Henderson gelingt mit “Das Jahr der Hexen” ein unglaublich nervenaufreibender, intensiver und atmosphärischer Roman, der absolut das Grauen lehrt, aber zwischen den Zeilen auch sehr viel wichtige Werte mit auf den Weg gibt. Erschütternd, barbarisch und eindrucksvoll. Ein Roman der mit bedrohlichen Dark Fantasy Elementen zu spielen weiß und diese auch perfekt platziert. Ich bin absolut überwältigt und bewegt zugleich. Definitiv ein absolutes Highlight. Ich hoffe auf noch mehr der Autorin.