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kimvi

Posted on 17.7.2021

Rosa flieht im Winter 1945 mit ihren Zwillingstöchtern Emma und Alice aus Ostpreußen. Dabei wird Alice von Mutter und Schwester getrennt. Obwohl Rosa Alice verzweifelt sucht, geht sie schließlich davon aus, dass ihre Tochter nicht überlebt hat. Rosa und Emma wagen in West-Berlin einen Neuanfang. Der Verlust von Alice setzt den beiden stark zu. Emma glaubt daran, dass ihre Schwester noch lebt, doch Rosa will nichts davon hören. Zu groß ist der Schmerz, den die Erinnerung an ihre Tochter hervorruft. Zwölf Jahre später stellt sich heraus, dass Alice doch überlebt hat. Sie ist in einem Kinderheim in der DDR aufgewachsen und lebt nun im Ostteil von Berlin. Die Kluft zwischen den Schwestern ist groß... Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn Claire Winter versteht es vom ersten Moment an, die Geschichte der Zwillinge, die im Verlauf der Handlung zwischen die Fronten der Geheimdienste geraten, so fesselnd und anschaulich zu erzählen, dass man sofort mitten im Geschehen ist. Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dadurch stehen die Protagonisten abwechselnd im Zentrum der Ereignisse.  Man merkt, dass die Autorin die geschichtlichen Hintergründe hervorragend recherchiert hat. Denn sie bilden eine glaubwürdige Hintergrundkulisse für diesen Roman. Man kann die angespannte Atmosphäre im damaligen Berlin, kurz vor dem Bau der Mauer, förmlich spüren. Die Geheimdienste scheinen ihre Augen und Ohren überall zu haben. Man weiß deshalb beim Lesen nicht, wem man eigentlich vertrauen oder glauben kann. Die Charaktere wirken unglaublich lebendig. Man hat sie vor Augen und fiebert mit jedem einzelnen Protagonisten mit. Deshalb gerät man früh in den Sog der Ereignisse. Dieser Roman ist nicht nur spannend, sondern regt außerdem zum Nachdenken und Erinnern an.  Ein wundervoller Roman, der durch lebendige Charaktere und eine authentische Hintergrundkulisse überzeugt. Einmal angefangen, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen.

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