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gwyn

Posted on 16.7.2021

Der Anfang: «Es war ein wundervolles Spiel, sich von ihm durch den Wald jagen zu lassen. Irgendwann im letzten Sommer hatten sie es entdeckt. Ein heißer, sonniger Tag, sie erinnerte sich, aber im Wald war es angenehm schattig und viel kühler als auf dem Feld gewesen.» Als in einem Waldstück die Leiche einer kürzlich ermordeten jungen Frau gefunden wird, stehen die Polizei und die Angehörigen vor einem Rätsel. Die Frau hatte sich vor sechs Jahren nach Südamerika aufgemacht, sich nie wieder gemeldet. War sie dort jemals angekommen – und warum kommt sie plötzlich in die Heimat zurück? Lisa, die Schwester der Toten, will wissen, wo sich ihre Schwester aufgehalten hat, und was sie die ganze Zeit über gemacht hat. «Sie hatte erst etwas bemerkt, als die Frau bereits fiel. Genau genommen hatte sie sie gar nicht sofort als Menschen identifiziert. Ein großer Gegenstand fiel aus dem im wahrsten Sinne des Wortes heiteren, nämlich wolkenlos sonnigen Himmel und kam mit einem hässlichen Klatschen nur wenige Meter vor Leona auf dem Bürgersteig auf.» Der zweite Strang handelt von der Verlagsagentin Leona, deren Leben mit einem Ruck aus der Bahn geworfen wird. Zuerst fällt ihr eine Frau vor die Füße, die aus dem Fenster gesprungen ist, was ihr schwer zu schaffen macht. Die Frau flüsterte ihr als letzte Worte noch einen Satz zu: «Nun hat er es endlich geschafft». Kurz darauf erklärt Leonas Ehemann Wolfgang, er habe seit längerer Zeit eine Affäre, werde nun ausziehen, bei der Neuen einziehen. Die Vorzeigeehe mit einem Knall zerplatzt, ohne dass Leona etwas gemerkt hatte. Wie die Frau, die plötzlich vor ihren Füßen lag. Sie lässt der Suizid von Eva nicht los, der letzte Satz. Sie kehrt zurück zum Haus und trifft auf die etwas aufdringliche Lydia, die Nachbarin und einzige Freundin von Eva, die sie bittet, zur Beerdigung zu kommen. Dort lernt sie Evas charmanten Bruder kennen, Robert Jablonski, ein Übersetzer, der in Ascona lebt. Angeblich hätte der Exmann, Bernhard, die Tote gestalkt, sie nicht in Ruhe gelassen, obwohl er sie ständig während der Ehezeit betrogen hätte, in den psychischen Ruin getrieben. Lydia sitzt noch mit Robert zusammen, beide in Trauer versunken, jeder auf seine Weise, und es entwickelt sich eine kurze, heftige Affäre. Robert erklärt, nur rasch nach Ascona zu reisen, zurückzukommen – doch er lässt Lydia sitzen. Aber auch Bernhard ist an Lydia interessiert. Der Professor macht einen netten, passablen Eindruck – ist er wirklich ein Schwerenöter? «Die drückende Schwüle machte ihm zu schaffen, und zudem hatte er eine Menge Sorgen, von denen niemand etwas ahnte. Er hätte seinen Schlaf gebraucht.Er seufzte. ‹Leona, meinst du nicht, du steigerst dich da in etwas hinein? Ich habe den Eindruck, du kreist ständig um diese ... Sache. Du grübelst zu viel, und diese Grübelei setzt sich natürlich nachts in Träume um. Du mußt dagegen angehen.» Die Story ist ziemlich voraussehbar und bietet auch keine Überraschungen. Doch bei Charlotte Link ist das nicht so wichtig, denn sie versetzt sich stark in ihre Charaktere hinein, blättert sie auf. Das ist der Grund, warum dranbleibt. Robert taucht plötzlich wieder auf, überschüttet Leona mit Liebe und Aufmerksamkeit. Gleichzeitig zieht er den Strick zu, fängt schleichend an sie zu bestimmen. Die Verletzlichkeit von Menschen, die sich in einem seelischen Ausnahmezustand befinden beschreibt Charlotte Link sehr gut – ebenso den Soziopathen, dem sein Charakter ja nicht auf die Stirn geschrieben steht. Die Geschichte ist glaubhaft, fein inszeniert, an manchen Stellen ein wenig breit ausgewalzt. Es ist sicher nicht der beste Psychothriller von Charlotte Link, aber er ist passabel. Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller. Ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.

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