eliza und james
Anne Stern, für mich eine neue Autorin und somit ein weiterer Name, den ich mir merken werde, denn mit ihrem Auftakt-Band zu der Reihe „Die Hebamme von Berlin“ konnte die Autorin mich überzeugen. Das Cover des Romans passt sehr gut zur Story, wir blicken in das Gesicht einer jungen Frau die selbstbewusst in die Kamera schaut. Der Kleidungstil der Frau zeigt uns dann das wir uns in den 20er Jahren befinden. Das Cover ist in Grauschattierungen gestaltet, lediglich die Schrift und der Rahmen sind passend zum Namen der Protagonisten in Gold gehalten. Der Klappentext verrät bereits grob, worum es geht. Somit ist klar, dass wir einen historischen Kriminalroman vor uns haben, welcher immer spannender wird. Hulda Gold ist Hebamme aus Leidenschaft und Überzeugung, sie steht gerade den armen Frauen in dem Elendsviertel bei. Sie ist ein absolutes Unikat und ein ganz überzeugender Charakter. Die Autorin hat hier ganze Arbeit geleistet, Hulda ist nicht austauschbar, sondern agiert einmalig und zeigt in jeder Szene eine Facette ihres Seins. Ihr gegenüber steht der Kriminalkommissar Karl North, der den Tod an der Frau im Landwehrkanal aufklären soll. Er ist ein Eigenbrötler par excellence, unnahbar, wortkarg und gleichzeitig scheu. Seine und Huldas Wege kreuzen sich immer wieder und die beiden merken, dass sie den Fall scheinbar nur gemeinsam lösen können. Meine Lieblingsnebenfigur ist der Zeitungsverkäufer Bert, welcher ein wachsames Auge auf seine Mitmenschen und somit auch auf Hulda hat und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Spannung des Romans wird zum einem durch den aufzuklärenden Mordfall garantiert, zum anderen um die privaten Hintergründe von Karl North. Der Roman wird größtenteils stringent erzählt, außer Notizbucheinträgen, welche bis in das Jahr 1912 zurückreichen. Die eigentliche Handlung umfasst circa einen Monat im Jahr 1922. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Hulda Gold und Karl North erzählt, die Tagebucheinträge sind in der Ich-Form geschrieben und werden durch ein abweichendes Layout deutlich. Herausragend ist das Sittengemälde, welches die Autorin von Berlin zu Beginn der 20er Jahr anfertigt. Dies wird vor allen Dingen durch die präzise, detailgetreue, opulente und authentische Sprache hervorgehoben. Der berlinerische Dialekt gibt den einfachen Leuten und viele Dialogen den letzten Schliff. Eingebettet werden sowohl das politische Geschehen in Deutschland als auch das Hebammenwissen sehr geschickt, sodass sie den Roman bereichern und es nicht belehrend oder verwirrend ist. Das gute Nachwort der Autorin ist ebenfalls sehr lesenswert und rückt noch einmal wesentliche Dinge in den Mittelpunkt. Ein sehr vielversprechender Auftakt um die Hebamme Hulda Gold und den Kriminalkommissar Karl North. Ich freue mich schon auf die weiteren Fälle der beiden sympathischen und eigensinnigen Unikaten. Diese Reihe lege ich allen ans Herz die gerne Bücher lesen, welche in den 20er Jahren spielen und dabei sehr gut recherchiert sind. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!