mabuerele
„...Sie knipste das Lächeln wieder an, von dem sie wusste, dass man sie dafür liebte, und trat erneut hinaus...“ Franzi darf das machen, was sie liebt. Sie darf singen und schwebt auf einer Wolke des Erfolgs. Doch seit kurzem ist ihr die Freude dabei abhanden gekommen. Sie fühlt eine bleierne Müdigkeit und kann trotzdem nicht schlafen. Ihr Arzt rät ihr zur Pause. Ihr Manager und ihre Mutter treiben sie vorwärts. Und dann kommt es, wie es kommen muss. Vor einem Konzert bricht Franzi zusammen. Sie findet sich im Krankenhaus wieder. Ihr Vater bringt sie, nach Absprache mit dem Arzt, zu ihrer Nonna in die Toskana. Die Autorin hat einen tiefgründigen Sommerroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil ist leicht und locker, lässt aber auch Raum für ernste Dialoge. Seit der Scheidung ihrer Eltern war Franzi nicht mehr in der Toskana. Jetzt kommen Kindheitserinnerungen hoch. Sehr deutlich wird in der Geschichte herausgearbeitet, wie Franzi auf ihren Weg in die Musikszene fremdbestimmt wird. Keiner fragt, was sie will und wie es ihr geht. Im Gegenteil, sie soll sich möglichst schnell für ein besonderes Festival bewerben. Aus dem Munde ihrer Mutter klingt die Angst vor einer Nichtteilnahme so: „...Weil niemand die Katze im Sack kauft. Das Risiko könnte dem Veranstalter zu groß sein, dass sie die Termine nicht einhält, weil sie gesundheitlich instabil ist...“ Positiven Einfluss auf Franzi hat ihre Freundin Sarah. Sie hat sich ein realistischen Blick auf das Leben bewahrt. Bei einer öffentlichen Geburtstagsfeier von Philip, einem aufstrebenden Politiker und Franzi Freund, äußert sie: „...Und was hast du davon? Wie viel ist echt?...“ Man könnte es auch anders formulieren: Sind die Gäste gekommen, weil es Philips Freunde sind oder weil sie sich im Schatten seiner Bekanntheit sonnen? Mit passenden Metaphern wird die Toskana und ihre Wirkung auf Franzi beschrieben: „...Fast meinte sie, den Duft von wilden Rosmarin in der Nase zu haben und den Wind zu spüren, der ihre Haut streichelte...“ Doch auch in der Toskana ist nicht alles eitel Sonnenschein. Nonna ist nicht mehr die Jüngste und ihre Pension bedürfte dringend einer Überholung. Franzi trifft Alessio wieder, der momentan ihrer Nonna unter die Arme greift. Aus einem Jungen, der gern ein kleines Mädchen ärgerte, wurde ein Mann. Giulia, Franzis Kindheitsfreundin, empfängt sie, als wären nicht mehr als 20 Jahre vergangen. Sie wird für Franzi zur Ratgeberin. Ihre unverblümte Art gefällt mir. In der Toskana verschwinden Franzis Beschwerden schnell. Sie gewinnt ihre Leichtigkeit zurück. Sie weiß, dass sie Entscheidungen fällen muss. Außer ihrem Vater weiß keiner, wo sie ist – glaubt sie. Anrufe ignoriert sie. Doch ihre Mutter hat eins und eins zusammengezählt. Geht jetzt alles wieder von vorn los? Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Obwohl ich mich in meinen Zeilen im wesentlichen auf Franzi beschränkt habe, werden im Buch weitere Personen und deren Schicksal eingebunden, die letztendlich mit Franzi mehr oder weniger verknüpft sind und ihre Entscheidung mit beeinflussen..