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katharina_booksandtravelx

Posted on 8.7.2021

Spoiler- und Triggerwarnung. Der Einstieg in die Geschichte war leicht und auch der Schreibstil hat für mich gepasst – man hat gemerkt, dass die Autorin mit Worten gut umgehen kann. Ich fand es außerdem cool, dass die Geschichte in Köln spielt und Robyn Maschinenbau studiert. Damit waren die Rahmenbedingungen der Geschichte etwas Neues für mich. Es hat auch wirklich vielversprechend angefangen, und nur ab und zu hat die Geschichte mit Aussagen wie „In die DMs sliden“ etwas sehr gewollt realitätsnah gewirkt. Zudem fand ich die Sprecherin absolut großartig und habe ihr jedes Wort abgekauft, dass sie gesprochen hat. Für mich hat Dagmar Bittner noch einiges an dem Buch rausgeholt und hier hat der Verlag wirklich alles richtig gemacht. Zu den Charakteren: Auf den ersten Eindruck fand ich Robyn total super. Sie ist 1,80 Meter groß, geht gerne in Second Hand Läden und hört am liebsten Musik aus den 80ern. Sie studiert Maschinenbau und macht wirklich gerne viel für ihr Studium, weil ihr ihre Ausbildung wichtig ist. Relativ schnell hat es sich dann aber dazu entwickelt, dass sich Robyn meiner Meinung doppelmoralisch beziehungsweise gegensätzlich verhalten hat. Ein Beispiel: Zum einen ist sie tagelang wütend auf Tim, der sie im Restaurant mit einer 20 Euro Rechnung sitzen gelassen hat und zum anderen regt sie sich auf, wenn ihre Vermieterin wütend wird, dass sie 3 Monatsmieten hinterherhängt. Anstatt irgendeine Form von Verständnis, oder zumindest Nachvollziehbarkeit zu verspüren, nennt sie sie heimlich „Der Drache“ und versucht Konfrontationen zu vermeiden. Die Wut auf Tim kam übrigens auch nicht daher, dass sie ihn so toll fand, sondern dass das Sitzenlassen an ihrem Ego gekratzt hat und sie nur auf das Date wollte, um ein kostenloses Abendessen zu bekommen. Das ist nur ein Beispiel für ihre etwas gegensätzlichen Verhaltensweisen und sie misst für mich mit zweierlei Maß was ich leider etwas schade fand. Ein zweites Beispiel ist, dass sie einerseits als sehr offene Person beschrieben wird, andererseits aber Menschen sehr schnell mit Begriffen wie „BWL-Justus“ in eine Schublade steckt, ohne sie wirklich kennengelernt zu haben. Finn mochte ich während der gesamten Geschichte nicht. Schon sein erstes Auftauchen und seine anzüglichen Kommentare fand ich anstrengend, und umso entsetzter war ich, dass Robyn das mit seinem Aussehen und ein, zwei emotionalen Momenten „Meine Familie ist so schwierig. Ich bin das schwarze Schaf“ einfach abgetan hat, wo sie doch vorher mehrfach sagt, dass sie an Männern nicht interessiert ist. Sie hat alle roten Flaggen ignoriert was aber meiner Einschätzung nach, zumindest am Anfang nicht an der emotionalen Verbindung zu ihm, sondern an seiner Attraktivität lag. Natürlich ist das Phänomen ‚Love Bombing‘ und emotionaler Missbrauch in Beziehungen nicht einfach, und es gibt wahrscheinlich leider viele Fälle, in denen es genau so abläuft wie in ‚Mit dir falle ich‘. Für mich hat es aber einfach nicht zu Robyn gepasst, sich so einlullen zu lassen, weil sie einfach als Charakter vor allem am Anfang anders präsentiert wurde. Allein im Klappentext steht: „Robyn weiß genau, was sie will – beim Dating und im Leben.“… Mia und Joy mochte ich sehr gerne. In der Schlussszene hätte ich mir von Mia gewünscht, Robyn davon abzuhalten, Finn wegen der großen Geste zu kontaktieren statt ihr sogar das Video zu zeigen (immerhin hat sie ihn beim Betrügen gesehen und angespuckt!), aber sie war immer eine gute Freundin und auch abgesehen davon ein runder Charakter. Auch wenn die Charaktere, vor allem Robyn mich nicht ganz überzeugt haben, möchte ich ein ganz großes Lob für das Ende der Geschichte geben, dass mal kein Happy End war. Ich fand es sehr gelungen, dass Robyn aus der Beziehung herausgefunden hat, trotz der großen Gesten, um sie um Verzeihung zu bitten und zurück zu gewinnen. Fazit: ‚Mit dir falle ich‘ ist für mich ein Buch mit viel Potential und einem wichtigen Thema, das aber gerade bei den Charakteren etwas mehr hätte herausholen können. Charaktere dürfen Ecken und Kanten haben, aber sie sollten in sich stimmig geschrieben werden, was hier meiner Meinung nach nicht immer der Fall war. Für einen Debütroman waren Schreibstil und Handlung absolut passend und ich bin gespannt auf weitere Werke der Autorin. 3/5 Sterne

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