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nina 🌸

Posted on 7.7.2021

Schöne Geschichte für Zwischendurch, die aber leider auch viel Potenzial verschenkt... Zur Geschichte: Der Einstieg ist sehr stark und so konnte mich die Geschichte mit ihrem einnehmenden Prolog schnell in ihren Bann ziehen. Danach flacht die Geschichte aber leider merklich ab. Es kommt immer wieder zu Längen und es wird viel Wind um nichts gemacht. Das ganze Buch läuft auf den einen großen Höhepunkt zu, der letzten Endes dann doch recht unspektakulär inszeniert wurde. Davor fühlt sich das Lesen immerzu wie "die Ruhe vor dem Sturm" an und konnte mich dementsprechend nur mäßig überzeugen und begeistern. Die Storyline ist ziemlich vorhersehbar und beinhaltet für meinen Geschmack etwas zu viele Klischees und unnötiges Drama, welche der Geschichte etwas von ihrer Natürlichkeit und Authentizität rauben. Die Geschichte wäre auch ohne gewisse Szenen und Handlungen dramatisch und spannend genug gewesen. Gerade die ganze Handlung rund um Jess fand ich nicht unbedingt gewinnbringend für das Handlungsniveau und die emotionale Tiefe des Buches. Hinzu kommt, dass mir manche Dialoge etwas hölzern und gestellt erschienen. Ebenso gab es ein paar Handlungen und Ereignisse die so wirkten, als würden sie zwingend einen bestimmten Zweck für die Storyline erfüllen müssen. Als wären sie darauf angelegt, die Geschichte in eine bestimmte Richtung zu lenken, was natürlich auch völlig okay ist, aber hier war es mir einfach ein Stück weit zu offensichtlich und berechnend. Es ließ mich Vieles vorausahnen, was mich andernfalls vielleicht doch hätte überraschen können. Maike Voß spricht in diesem Roman eine ernste und aktuelle Thematik an, die in meinen Augen aber etwas zu groß und zu wichtig für ein deartig dünnes Buch ist. An sich finde ich es toll, dass sie sich an dieses Thema herantraut, aber es hätte für eine angemessene Umsetzung einfach mehr Raum und Tiefe bedarft. Ansonsten wurde das Ganze aber durchaus gefühlvoll aufbereitet und ging mir nahe. Ich hätte mir noch eine Triggerwarnung gewünscht, um für alle Leser:innen ein bestmögliches und sicheres Leseerlebnis gewährleisten zu können. Auf emotionaler Ebene konnte mich dieses Buch leider ebenfalls nicht gänzlich abholen. Luna's Gefühle waren für mich zwar greifbar, aber nicht so intensiv als dass ich wirklich mitgefiebert und mitgelitten hätte. Ich hätte mir gewünscht, dass ihre Emotionen detaillierter beschrieben und noch mehr ausdifferenziert worden wären. Ihr Schicksal ging mir zwar nahe, aber es hat mich nicht innerlich zermürbt. Die Liebesgeschichte entwickelte sich mir persönlich etwas zu schnell aus dem Nichts heraus. Erst will Eli nicht einmal mit Luna reden und dann, Knall auf Fall ist alles wieder vergeben und vergessen? Das war für mich von Eli's Seite aus einfach nicht ganz nachvollziehbar. Gegen Ende dachte ich kurzzeitig, ich würde einen Thriller lesen, weil kriminalistische Aspekte immer mehr in den Vordergrund rückten und das hat für mich leider nicht wirklich zur restlichen Geschichte gepasst. Es war als würde die Autorin auf den letzten Seiten zwanghaft noch mehr Spannung generieren wollen. Insgesamt ging mir das Ende dann auch etwas zu schnell über die Bühne. Ich hätte mir mehr Details und Emotionen gewünscht und stattdessen lieber auf ein paar sehr unglaubwürdige Zufälle verzichtet. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Luna's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Luna durchläuft in dieser Geschichte eine positive Charakterentwicklung. Sie findet ihre Stimme und ihren Mut, ist stark und selbstbestimmt. Ihre Handlungen konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen, aber im Gesamten mochte ich sie gerne und konnte mich auch gut in sie einfühlen. Eli soll ein herzensguter, umsichtiger, rücksichts- und verständnisvoller Mensch sein, was ich auch glauben kann, aber ich habe es während des Lesens leider nicht gefühlt, da sein Charakter doch recht blass bleibt. Gerade sein abrupter Gefühlswandel bezüglich Luna war für mich nur geringfügig nachvollziehbar. Kapitel aus seiner Sicht hätten sicherlich dabei helfen können, ihn und sein Handeln besser verstehen zu können. Insgesamt waren blieben mir die Charaktere in diesem Buch etwas zu flach und eindimensional. Ich konnte sie bis zum Ende nicht so richtig einordnen und einschätzen, da man nur recht wenig über sie erfährt. Was zeichnet diese Menschen aus? Was bewegt sie? Ich habe mich den Protagonist:innen leider nicht so nahe gefühlt wie ich es mir gewünscht hätte und hätte sie gerne besser und intensiver kennengelernt. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich flüssig lesen und überzeugt mit einem leichten, unkomplizierten und erfrischenden Schreibstil. Allerdings hätte ich mir noch mehr Tiefe, Bedeutung und Gefühl in den Worten der Autorin gewünscht. Fazit: So negativ meine Rezension auch klingen mag, ich habe dieses Buch gerne gelesen und kann es euch für Zwischendurch auch empfehlen. Aufgrund des großen Hypes auf Bookstagram hatte ich mir einfach etwas mehr von dieser Geschichte erhofft, insbesondere hinsichtlich Tiefe und Gefühl. Die Thematik hat mich zwar berührt, aber das lag vielmehr an der Sache selbst als an ihrer Inszenierung in diesem Buch. Ich erkenne hier die typischen Problematiken dünner Bücher, bei denen leider oft viel Potenzial verschenkt wird, weswegen ich der Autorin und ihren Büchern definitiv noch eine zweite Chance geben werde. Das Fundament der Geschichte und ihre Art und Weise, daran heranzugehen konnten mich nämlich durchaus überzeugen. 3/ 5 Sterne ⭐️

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