Elisabeth Marienhagen
Herrlich der Einstieg, in dem mir die Nordsee förmlich auf der Haut peitscht. Danach geht es ruhig weiter - ich mag diese Geschichten, in denen der Leser den Alltag der Hauptfiguren kennenlernt. Zuerst spricht alles für einen Unfall. Eine Frau galoppiert durch eine Sturmflutnacht- später werden ihr Pferd und sie tot am Strand gefunden. Kaja, die Heldin, ist burschikos, spontan, mitunter auch unüberlegt – trotzig - und vor allem geprägt durch ihre Herkunft: Eine Rebellentochter aus gutbürgerlichem Haus mit klaren Feindbildern – da wären etwa die Bullen, Kapitalistenschweine und die ganzen anderen bourgeoisen oder auch nur neugierigen Nervensägen bzw. Mitmenschen. Oft und gerne lässt sie abfällige Kommentare vom Stapel. An ihr werden sich die Geister scheiden - mir hat Kaja gefallen -denn trotz ihrer rauen Schale blitzen in ihren Handlungen immer wieder Mitgefühl und Empathie durch und sie offenbart einen weichen Kern für die wenigen Menschen, die sie schätzt. Der Fall selbst hat mir gefallen. Das Mordopfer hatte ihr Pferd in dem literarischen Reiterhof Kajas untergebracht. Die Nebenfiguren, Kalle, Vera, die Teilnehmer des literarischen Kreises, oder auch die fleißigen Mädels, die Kaja helfen, fand ich durchweg gut. Besonders mochte ich die coole Kommissarin, die Kajas pampige Art gelassen weggesteckt hat - und nicht zu vergessen . die Pferde. Alles echte Persönlichkeiten. Ich fand es spannend, mitzuverfolgen, wie Kaja nach der Beerdigung Mariettas zu der Erkenntnis kommt, dass der Tod der jungen Frau absichtlich herbeigeführt wurde. Ein Hinweis baut auf den anderen logisch auf – für mich blieb das Buch durchgehend spannend und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Auch der bildhafte Stil der Autorin hat mir sehr zugesagt. Allerdings fand ich es schade, dass nur sehr milde an Kajas Grundfesten gekratzt wurde. Vielleicht im nächsten Roman mit ihr? Wer Heldinnen mag, die anecken, rebellisch sind und etwas gegen Autoritäten haben, der ist hier richtig. Am besten, ihr ladet die Leseprobe auf euren Reader und entscheidet selbst, ob ihr Kaja mögt. Ich fürchte, wer mit ihr Probleme hat, wird das Buch nicht so genießen können wie ich