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bibliomarie

Posted on 6.7.2021

In Bad Ischl, der ehemaligen Sommerfrische von Kaiser Franz Joseph und seiner Gattin Sissi dreht sich wieder einmal alles um das Kaiserpaar. Ein Film über Sissis Lieblingstochter Marie Valerie soll gedreht werden. Doch dann findet eine Joggerin den Kaiserdarsteller tot unter dem Kaiserdenkmal. Wolfgang Jarisch war ein, vor allem bei Frauen sehr beliebter Schauspieler und Chefinspektor Materna merkt sehr bald, dass es im Filmteam eine Menge Verdächtiger gibt. Gleich zu Beginn gibt es ein ausführliches Personenregister, das ich sehr hilfreich fand, so konnte ich schnell die Namen den unterschiedlichen Milieus zuordnen. Auch wenn es viele Mitwirkende gibt, so hat die Autorin ein Händchen dafür, ihre Protagonisten sehr gut zu beschreiben und mit besonderen Charakteristika auszustatten. So finde ich die Nebenfigur, den Rechtsanwalt Ronacher, in seiner Adelsleidenschaft – er hält sich für einen illegitimen Nachfahren der Habsburger – einfach nur witzig. Materna hat eine ruhige Art zu ermitteln, auch wenn es wieder passiert: seine Freundin Josie wird zufällig in den Fall verwickelt und als Psychologin kann sie mitunter entscheidende Schlüsse ziehen. Aber für Materna sind diese Einmischungen nicht immer eine Freude, schließlich hat sie sich schon einmal in Gefahr gebracht. Überhaupt spielt das Private durchaus eine Rolle in diesem spannenden Krimi, aber auf eine gut ausgewogene und zum Fall passende Weise. Das macht die Geschichte sehr unterhaltsam und der Hintergrund, Bad Ischl, trägt ebenso dazu bei. Da fließt viel Wissenswertes aus der Geschichte dieses klassischen Kurorts mit ein und die Atmosphäre fand ich sehr stimmig und anregend. Der Plot ist recht raffiniert aufgebaut, es gibt viele Verdächtige und entsprechend viele Spuren, aber das macht mir beim Miträtseln auch großen Spaß. Hier hatte ich schon bald eine vage Ahnung, aber die Autorin weiß ihre Leser sehr zu fesseln und findet immer wieder einen spannenden Twist. So blieb der Spannungsbogen bis zum Ende sehr hoch. Ich mag es sehr, wenn bei einem in Österreich angesiedelten Krimi das auch in der Sprache spürbar ist. Die Austriazismen tragen viel zu Authentizität bei und wer mit dem einen oder anderen Wort nichts anzufangen weiß, kann im angehängten Glossar nachschlagen.

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