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Ein biografischer Roman über Joachim Murat und zugleich ein Historienbild der Zeit Napoleon Bonapartes. Ein ewiger Rebell und Haudegen, ein Frauenheld, ein Egozentriker, ein Soldat, der er Zeit seines Lebens bleiben wird, sich nur auf dem Schlachtfeld wohlfühlte. Joachim Murat wurde 1767 in der französischen Provinz geboren, scheint untauglich für ein zivilisiertes Leben und Soldat schmeißt man ihn aus der Truppe, weil er disziplinlos ist. Aber in den Wirren der Revolution verhelfen ihm genau die Unangepasstheit und Dreistigkeit zu einer schnellen Karriere in den französischen Revolutionskriegen. Der historische Roman beginnt mit seinem Ende. Der einstige König von Neapel sitzt im Gefängnis von Pizzo, wartet auf seine Hinrichtung, hofft noch, man möge Milde walten lassen. Napoleon ist auf dem Weg nach St. Helena. Die letzten sechs Tage seines Lebens blickt er zurück auf seine Karriere, die er an der Seite von Napoleon Bonaparte verbrachte. Napoleon wurde auf den schmucken Kavallerieoffizier aufmerksam, der die restlichen Männer weit überragt, und ungestüm daherkam. Während der ägyptischen Expedition konnte er Erfolge mit seiner Kavallerie verzeichnen und wurde 1799 zum Général de division befördert, und er unterstützte wagemutig Napoleon beim Staatsstreich. So wurde Murat Kommandeur der Konsulargarde. Im folgenden Jahr heiratete er Napoleons jüngste Schwester Caroline Bonaparte. Sein Schwager schenkte ihm zunehmend Vertrauen und Verantwortung. Mit seiner Armee zog Bonaparte nach dem Vorbild von Hannibal über die Alpen, Murat war verantwortlich für die Kavallerie. Nach der Eroberung «Norditaliens» wurde er Gouverneur der Zisalpinischen Republik (heute fast gesamt Norditalien mit Hauptstadt Mailand) und jagte die Neapolitaner aus dem Kirchenstaat, schloss mit dem König von Sizilien einen Waffenstillstand. 1804 ernannte Napoleon Murat zum Maréchal d’Empire und Gouverneur von Paris. 1805 wurde er zum Großadmiral und kaiserlicher Prinz. Mit den wagemutigen Manövern seiner Kavallerie hatte er großen Anteil am französischen Sieg über Österreich und Preußen, wobei er auch General Werneck mit 16.000 Mann gefangen nahm. Ebenso maßgeblich beteiligt war er mit seinen Truppen am Sieg in der Schlacht bei Austerlitz. Im Jahr 1805 kaufte Murat den Élysée-Palast in Paris, fing an, ihn zu renovieren (Napoleon konfiszierte ihm in späteren Jahren die Immobilie). Napoleon machte ihn 1806 bis 1808 zu Joachim I. Großherzog von Berg und Cleve. Er wäre gern spanischer König geworden, denn er war es, der mit seinen Truppen in Madrid einmarschiert, Spanien blutig eroberte. (das berühmte Goya-Gemälde zur Erschießung der Aufständischen erinnert daran.) Doch diesen Posten vergab der Kaiser an seinen Bruder Joseph Bonaparte. Murat wurde 1808 zu Joachim I. (Gioacchino I), König von Neapel ernannt (regiert bis 1815). Er hatte die Wahl zwischen den Königreichen Neapel und Lissabon. «Während seines kurzen Aufenthalts in Neapel gibt Murat ... die Anweisung, Milde, Wohlwollen, Achtung vor Religion, Bräuchen und Besitz walten zu lassen. ... Von nun an wendet er sich an die öffentliche Meinung und sucht Zustimmung mit der Bevölkerung. Die Adligen, die um ihre feudalen Privilegien bangen und die Notabeln, die ihre Stellung den Bourbonen verdanken bleiben misstrauisch gegenüber dieser Besatzungsarmee.» Seine Regentschaft in Neapel war erfolgreich, da er sich nicht als Franzose aufdrängen wollte, die Wünsche der Bevölkerung mit einbezog. In seine Zeit fällt der Aufbau einer modernen, funktionierenden Verwaltung des Königreichs. «Die Ideen von Meinungsfreiheit und Gleichheit der Bürger, die die französischen Offiziere in den Salons propagieren, werden als skandalös, befremdlich, ja ketzerisch abgelehnt.» Weil er seinen eigenen Stil verfolgte, fiel er bei Napoleon in Ungnade, nahm dann aber doch am Russlandfeldzug als Befehlshaber der Kavallerie teil, übernahm die gesamte Armee, nachdem Napoleon sich nach dem Scheitern von dannen machte. Aus Neapel kehrte Murat wieder als Befehlshaber für Napoleon zurück, nahm an der Schlacht bei Dresden und in der Völkerschlacht bei Leipzig teil. Nach dieser Niederlage versuchte er sein eigenes Reich Neapel zu retten, schloss einen Bund mit den Österreichern. Auf dem Wiener Kongress allerdings musste er feststellen, dass man ihn lediglich benutzt hatte, Versprechen nicht einhielt. Als die Krone von Neapel an die Bourbonen zurückging, schloss er sich wieder Napoleon an, der zu der Zeit auf Elba Pläne für seine Rückkehr schmiedete. Murats Truppen verloren gegen die Österreicher und er floh nach Paris. «Und es ist das Volk, dass ihn an diesem verhängnisvollen Tag im Stich lässt und ihn verrät! Dabei war alles, was seit Beginn seiner Regentschaft getan hat, darauf gerichtet, dem Volk zu helfen, es aufzuklären, seine Kinder zu erziehen, es von seinen Ketten zu befreien, ihm ein Ideal anzubieten.» Sein Versuch, mit sechs Schiffen in Neapel zu landen, um in Italien einen Volksaufstand gegen die Bourbonen anzuzetteln, sein Königreich zurückzugewinnen, scheiterte. König Ferdinand I. inhaftierte ihn, Joachim Murat wurde zum Tode verurteilt und am 13. Oktober 1815 in Pizzo in Kalabrien standrechtlich erschossen. Letztendlich ist die Bildung eines vereinten Italiens Murat zu verdanken. «Soldaten, zielt auf das Herz, schont das Gesicht!» (Seine letzten Worte bevor er die eigene Erschießung befahl.) François Garde lässt den gefangenen König in den sechs Tagen seiner Gefangenschaft über sein Leben zurückblicken. Historische Fakten werden zusammengefügt zu einer persönlichen Sicht; eine Charakterstudie, die Zeitgeist, Aufbruch und europäische Geschichte schreibt. Napoleons treuester Offizier und sein bester Kämpfer berichtet seine Erfolge und seine Beziehung zu Bonaparte. Der schöne, hochgewachsene Murat war ein selbstverliebter Gockel, der viel Geld in Kleidung und Tand investierte, ein Frauenheld, ein Egozentriker. Aber er war auch ein kluger Führer. Der Sohn eines Gastwirtes aus einfachen Verhältnissen wollte bewundert werden. Er war einer, der keine Regeln akzeptierte und darum war er ehrgeizig genug, aufzusteigen, um selbst die Bedingungen festzulegen – und genau deshalb bewunderte er wohl auch Napoleon. Und er verdankt ihm seinen Aufstieg. Ein Egomane im Schatten eines Egomanen, so könnte man das Verhältnis zwischen den beiden bezeichnen. «Die Grenze zwischen absoluter Ergebenheit und Verrat, eine schmale Grenze, schlecht bewacht, gefährlich.» Napoleon lobte nie, verzieh nie etwas – und er blickte nie zurück, «weinte nicht eine Träne» beim Anblick der vielen Gefallenen auf dem Schlachtfeld. «Da Könige nicht mehr Könige von Gottes Gnaden sind, zählt jetzt die Stimme der Völker. Geschichte wird fortan nicht mehr ohne sie denkbar sein.» Murat war ein wagemutiger Haudegen, der gern die Befehle missachtete und riskante Manöver mit seiner Kavallerie riskierte. Ohne diese tollkühnen Attacken hätte Napoleon manche Schlacht verloren. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass Napoleon eine Hassliebe zu Murat verband; der Befehlsempfänger, der ständig machte, was er wollte – was ihm gewaltig gegen den Strich ging – aber eben dadurch Schlachten gewonnen wurden. Napoleon stand immer wieder in der Schuld von Joachim Murat, von Beginn an. Bei ihm musste er vieles durchgehen lassen. Eine große Distanz klaffte zwischen den beiden Männern. Die Biografie ist nüchtern geschrieben und wer die geschichtlichen Hintergründe um die Französische Revolution und die Napoleonzeit nicht kennt, sollte nicht mit diesem Buch anfangen, denn das Verständnis dafür ist Voraussetzung. Hier geht es um Murat, einen klugen Mann, seinen Blick zurück auf die Zeit. Der Mann, der sicher neben Napoleon einen wichtigen Platz in der Geschichte hat, aber nie beachtet wird. François Garde hat hervorragend recherchiert und dieser historische Roman ist für alle Geschichtsinteressierten ein gutes Beiwerk zur napoleonischen Zeitgeschichte. François Garde wurde 1959 in Le Cannet, nahe der französischen Mittelmeerküste, geboren und war als hoher Regierungsbeamter u.a. auf Neukaledonien tätig.