NiNa (Nina Jaros)
Die Hexenjagd ist oft ein emotional behaftetes Thema. Selbst im Geschichtsunterricht gelingt es nur selten, dieses einschneidende geschichtliche Ereignis sachlich und in seiner Gänze darzustellen. Was in Erinnerung bleibt, ist Folter und Hexenverbrennung. In diesem Buch wird die Jagd auf Hexen wissenschaftlich betrachtet und analysiert. Es schafft eine Grundlage, um sich mit der Angst der Bevölkerung und den verschiedenen gesetzlichen Systeme, die die Hexenjagd ermöglicht haben. Es wäre einfach, die Schuld der Kirche in die Schuhe zu schieben - aber in diesem Buch erkennt man, wie oft regional sehr unterschiedlich mit Hexen umgegangen wurde. Welchen Einfluss Wirtschaft und regionale Politik auf die Hexenjagd hatten. Welche Ereignisse zu einem Anstieg führen konnten, wie Verhöre und Rechtssprechung oftmals funktionierten - alles wird im detail betrachtet. Warum aber nicht 5 Sterne? Das Buch ist eine wissenschaftliche Betrachtung. Es ist nüchtern, trocken. Durch unzählige Quellen wird genau dokumentiert, wie die Hexenjagd in Europa verlief und auch über die Grenzen hinaus wird das Phänomen angeschaut. Aber: die Sachlichkeit schafft eine wissenschaftliche Distanz - oftmals verkommt die Betrachtung zu einer emotionslosen Analyse von dem, was Schicksale waren, von dem was Familien und Menschenleben zerstört hat. Anderseits erkennt man bei genauer Betrachtung, dass viele der gesellschaftlichen Mechanismen, die zur Hexenjagd führten bis heute zu finden sind - gerade in sozialen Medien, in denen Wissenschaft und Fakten oft ignoriert werden und Emotionen die Argumentation steuern, greifen die selben Mechanismen, wie in dem, was wir vereinfacht, das "finstere Mittelalter" nennen.