Profilbild von Merle

Merle

Posted on 30.6.2021

Danke an NetGalley und den Ullstein Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig. Auf Such a Fun Age habe ich mich wirklich gefreut, denn der Klappentext klang sehr vielversprechend. Eine Schwarze Frau wird im Supermarkt festgehalten und ihr wird unterstellt, ihr Weißes Babysitter-Kind entführt zu haben. Pressestimmen versprechen ein „komisches“ und „unbequemes“ Buch über Rassismus und Privilegien. Ich bin ganz ehrlich: komisch und unbequem fand ich an diesem Buch gar nichts. Der Anfang war so vielversprechend. Eine Einleitung in das Leben der Protagonistinnen; der Schwarzen Babysitterin Emira, sowie Alix, die Weiße Mutter des Kindes. Zwei unterschiedliche Lebenswelten, aber innerlich ähneln sich die beiden doch irgendwie, auch wenn niemand es ahnt. Dann die bewegende Szene im Supermarkt, und es scheint auch spannend weiterzugehen mit einem geleakten Video des Vorfalls… aber die Spannung kommt nicht rüber. Ich fand das Buch sehr abschweifend und unfokussiert geschrieben, wie ein Skript für einen Film, das noch überarbeitet werden muss. Und zwischendrin Szenen, die unnötig dramatisch beschrieben werden, obwohl sie fast trivial sind (wie die Szene auf der Dinnerparty, wo Briar [das Kind] sich übergeben muss, und das aber nicht direkt beschrieben wird, sondern erst erzählt wird, wie Emira auf das Kind stürzt und alle Partygäste zu kreischen anfangen… es klang so, als hätte das Kind einen epileptischen Anfall oder eine allergische Reaktion oder irgendetwas anderes lebensbedrohliches… und dabei kotzt es „nur“). Das Buch ist einfach sehr übertrieben geschrieben, und es kann sein, dass genau das auch die Absicht von Kiley Reed war, aber mir war das alles zu absurd. Ich finde es wirklich schwierig, dieses Buch als Weiße Frau zu beurteilen… denn die Themen sind unglaublich wichtig und das Verhalten von Alix ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich Allies für POC NICHT verhalten sollten. Allerdings fand ich die Umsetzung einfach nicht gelungen, weil es sich für mich wie gesagt gelesen hat, als stehe die Überarbeitung noch aus. Sehr überdramatisiert, verliert den Fokus, überspitzt. Ich habe viele Own Voices Rezensionen gelesen (und kann das allen anderen auch empfehlen), und dort wurde öfters angemerkt, dass das Verhalten der Charaktere sehr stereotypisiert ist, und auch der „Slang“ von Emira nicht sehr realistisch ist. Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber wollte es trotzdem erwähnen. Insgesamt kann ich dem Buch leider nicht mehr als 2,5 (aufgerundet auf 3) Sterne geben.

zurück nach oben